Soziale Medien und die Kommunikation von Gefühlen

Ben Rimkeit

Auf dem Foto ist ein Mann zu sehen mit einem neutralen Gesichtsausdruck, der seine Gefühle bzw. Reaktion zu einer Nachricht mit einem „hahahahaha“ äußert. Das Bild soll beschreiben, dass man über die Kommunikation mit sozialen Medien oft die eigentlichen Reaktionen auf Gefühle, die man in der realen Welt mit Mimik oder Sprache zum Ausdruck bringt, eine kleinere Rolle spielen. In diesem Fall stimmt das kommunizierte Gefühl der Textnachricht nicht dem Gesichtsausdruck der Person überein. Kann das der Grund sein für die mir persönlich häufig auftretende Misskommunikation meiner Gefühle? Und führt das Versteckspiel hinter dem Bildschirm zu einer Absonderung der inneren Gefühlswelt?

Jeder kennt den Moment der Reaktion auf ein Meme, Post oder eine Textnachricht. Zu den Werkzeugen, die in diesem Fall die Mimik oder Sprache ersetzen zählen Emojis, Ausschreibung einer sprachlichen Reaktion oder selbst erstellte Sticker. Nun passiert es sehr oft, dass ich der Faulheit wegen eine Textnachricht sehr kurz halte oder einfach nur ein Emoji als Reaktion auf das Geschriebene antworte. Dadurch wird meine tatsächliche Gefühlslage aber nicht wirklich transportiert. Ein lachender Smiley kann in dem Moment einfach nur eine konventionelle Antwort sein – ohne dass ich tatsächlich lachen muss oder mich emotional wirklich angesprochen fühle.

Diese Form der Kommunikation führt dazu, dass die emotionale Tiefe oft auf der Strecke bleibt. Gefühle werden nicht mehr vollständig mitgeteilt, sondern reduziert auf Symbole oder Kürzel. Das macht es schwierig für mein Gegenüber, meine wahre Stimmungslage zu erkennen. Gleichzeitig ertappe ich mich auch selbst dabei, dass ich Nachrichten von anderen oft falsch deute – weil mir der Kontext fehlt oder weil ich automatisch Mimik und Tonfall hineininterpretiere, die gar nicht vorhanden sind. Hier entsteht ein Raum für Missverständnisse, die sich in realen Gesprächen wahrscheinlich vermeiden ließen.

Ein weiterer Punkt ist, dass diese digitale Ausdrucksweise auch unser emotionales Ausdrucksvermögen verändert. Wenn wir uns immer öfter auf Emojis und kurze Reaktionen beschränken, verlernen wir möglicherweise, unsere Gefühle zu benennen und zu beschreiben. Es wird bequemer, ein Herz emoji zu schicken, als sich mit dem eigenen emotionalen Zustand auseinanderzusetzen.

Das kann auf Dauer zu einer Art emotionaler Oberflächlichkeit führen – nicht, weil wir nichts fühlen, sondern weil wir verlernen, es auszudrücken.

Zudem entsteht hinter dem Bildschirm eine gewisse Distanz, die Schutz bietet, aber auch Isolation schaffen kann. Die Kommunikation wird zwar schneller und einfacher, aber auch entkörperlicht. Ich muss mein Gesicht nicht zeigen, meine Stimme nicht erheben oder zittern lassen – alles bleibt hinter einem Textfeld verborgen. Das gibt mir Sicherheit, erschwert aber auch ehrliche, tiefere Gespräche. Ich frage mich manchmal, ob ich durch diese Form der Kommunikation nicht selbst mit der Zeit abgestumpfter werde, was das Wahrnehmen und Verstehen von Gefühlen betrifft – sowohl meinen eigenen als auch denen anderer.

Abschließend lässt sich sagen: Soziale Medien und digitale Kommunikation bieten viele Vorteile – sie ermöglichen schnelle und unkomplizierte Verbindungen über Distanzen hinweg. Doch sie verändern auch unsere Art, Gefühle zu zeigen und zu verstehen. Missverständnisse entstehen leichter, weil wichtige emotionale Signale fehlen. Und zum Glück kommuniziert man im alltäglichen Leben das vieles noch von Person zu Person.