Jan Hanna
In einer Zeit, in der die Medien eine immer größere Rolle spielen, gewinnt die eigene mediale Präsenz zunehmend an Bedeutung. Die Entwicklung der Mediennutzung hat umfassende Auswirkungen. Wir erhalten den freien Zugang, uns selbst kreativ zu entfalten und viele Mitschnitte aus unserem Leben mit allen anderen auf der Welt zu teilen. Hierbei ändert sich jedoch auch die Wahrnehmung unserer echten Welt. Wir verlieren unsere Beziehung zur Wirklichkeit und fangen an vieles, was uns in den Medien dargestellt wird für real zu halten.
Dadurch, dass die Grenze zwischen Realität und Inszenierung immer weiter verblasst, entsteht dabei Druck, aus der Angst, nicht Teil der Gesellschaft zu sein. Der Begriff “Fear of Missing Out” (FOMO), beschreibt diese Sorge passend. Durch das ständige Aufrufen perfekter Momente, entsteht bei vielen Menschen die Sorge nicht dazuzugehören. Der einzige Weg zur Sicherheit ist die eigene perfekte Inszenierung, womit man sich selbst als zugehöriges Teil der Gesellschaft darstellen kann. Dabei vergisst man die Tatsache, dass nicht alles, was geteilt wird zwingend Realität sein muss.
Gerade aus medienpädagogischer Sicht stellt sich die Frage, wie Jugendliche es schaffen mit der medialen Inszenierung umzugehen und ob es ihnen gelingt den Unterschied zwischen Wirklichkeit mit der medial inszenierten Realität zu unterscheiden. Denn auch die Technik entwickelt sich weiter – heutzutage bedeutet Medienkompetenz nicht mehr, ob Personen in der Lage sind, ein Gerät zu bedienen stattdessen ist es entscheidend, ob sie fähig sind Medien im Internet eigenständig zu reflektieren und somit zu handeln. Denn eine kritische Auseinandersetzung der ausgestrahlten Medien sorgt für einen bewussten Umgang im Internet – Einen Umgang, der sicherstellt, dass die Menschen sich nicht hinter einer inszeniert perfekten Version ihrer selbst verlieren und ihre eigene Identität bewahren.
Das bearbeitete Bild visualisiert die Thematik. Eine bunte, inszenierte Darstellung wird in den sozialen Medien präsentiert, während die reale Umgebung farblos bleibt. Dies verdeutlicht, dass die ständige perfekte Darstellung den einzigen Sinn in der Welt ausmacht, während die Wirklichkeit verschwindet. Die Trennung verdeutlicht, wie sehr soziale Medien unsere Wahrnehmung beeinflussen können.
Unsere Wahrnehmung, unser Selbstbild und unser Gefühl der Zugehörigkeit werden von sozialen Medien geprägt. Daher ist es besonders bedeutsam, dass junge Menschen sich die Fähigkeit aneignen, mediale Inhalte kritisch zu prüfen und zwischen Realität und Darstellung zu differenzieren. Daher sollte Medienpädagogik nicht nur technisches Wissen weitergeben, sondern vor allem die Fähigkeit fördern, bewusst, reflektiert und selbstbestimmt mit digitalen Medien umzugehen.