Julia Kotwicka
Auf dem Foto sitze ich am Tisch mit meiner Familie. Wir essen gemeinsam, eine Szene, die eigentlich für Zusammenhalt und gemeinsame Zeit steht. Doch während meine Familie lacht, redet und den Moment genießt, starre ich auf mein Bildschirm. Auf meinen Ohren sind Kopfhörer, die mich von der Außenwelt abschirmen. Ich bin so in die digitale Welt vertieft, dass ich gar nicht mitbekomme, was um mich herum passiert. Die Gesichter meiner Eltern, meiner Geschwister, die mir ihre Geschichten erzählen, sehe ich kaum. Ich nehme nicht wahr, dass die wichtigsten Menschen in meinem Leben, die irgendwann nicht mehr da sein könnten, jetzt hier bei mir sind. Diese wertvollen Momente, in denen wir zusammen am Tisch sitzen und lachen, sind begrenzt, aber ich bin zu sehr auf mein Handy fokussiert, um das zu bemerken.
Hinter mir sind Bilder von den wichtigsten Ereignissen in meinem Leben eingeblendet. Geburtstage, Urlaube, Abschlussfeiern – all diese Erinnerungen ziehen an mir vorbei. Doch ich bemerke sie nicht. Meine Augen sind starr auf den Bildschirm gerichtet, meine Gedanken gefangen in der digitalen Welt. Während mein reales Leben, die echten, greifbaren Momente, an mir vorbeiziehen, bin ich in eine virtuelle Realität versunken.
Diese Szene spiegelt das wider, was in der heutigen Gesellschaft oft zu beobachten ist. Viele Menschen sind derart in ihre digitalen Geräte vertieft, dass sie die Welt um sich herum kaum noch wahrnehmen. Smartphones, Tablets und andere Medien nehmen einen zentralen Platz in unserem Alltag ein. Sie bieten Unterhaltung, Information und Kommunikation, aber sie haben auch die Macht, uns von den realen, unmittelbaren Erlebnissen abzulenken.
Die Beziehung zwischen Gesellschaft und Medien hat sich in den letzten Jahrzehnten drastisch verändert. Medien durchdringen fast jeden Aspekt unseres Lebens. Sie informieren uns, sie verbinden uns, aber sie isolieren uns auch. Während wir durch Social Media scrollen, Videos streamen oder Nachrichten lesen, verlieren wir oft den Bezug zu den Menschen um uns herum. Wir verpassen echte Interaktionen, wertvolle Gespräche und gemeinsame Erlebnisse.
Die Abhängigkeit von Medien beeinflusst auch, wie wir die Welt wahrnehmen und verstehen. Nachrichten und Informationen werden gefiltert und selektiv präsentiert, oft mit dem Ziel, unsere Aufmerksamkeit zu fesseln. Dabei können wir den Blick für das Wesentliche verlieren – für die Menschen, die uns nahestehen, und für die Momente, die unser Leben bereichern. Medien haben das Potenzial, uns näher zusammenzubringen, aber sie können uns auch voneinander entfremden.
Es liegt an uns, bewusst zu entscheiden, wie wir Medien nutzen und wie wir das Gleichgewicht zwischen digitaler und realer Welt finden. Wir sollten uns daran erinnern, den Blick vom Bildschirm zu heben, um die Menschen um uns herum wahrzunehmen und die wertvollen Momente zu schätzen, bevor sie vorbeiziehen.
Quellen:
https://www.sendasmile.de/blog/geburtstag/geburtstag-feiern-oder-nicht/
https://www.austriawedding.at/hochzeitsblog-oesterreich/8-tipps-fuer-eine-individuelle-hochzeit
https://www.deurag.de/blog/umgangsrecht/
https://jungefreiheit.de/kultur/gesellschaft/2022/familie-macht-gluecklich/
https://www.westend61.de/de/foto/MJFKF00023/glueckliche-familie-beim-mittagessen-zu-hause
Das Foto wurde von mir geschossen und mit Photoshop bearbeitet.