Medien als Fluch oder Segen – Leben wir noch im Moment, oder nur für die Erinnerung? – Gemeinschaftsgefühl und Verbundenheit durch Medien

Emilia Glowacki

Egal ob Konzert, Geburtstag, Ausflug, Feste, Schulabschluss, Kaffeetrinken mit Freunden oder einfach ein Spaziergang – der Moment wird festgehalten – für die Erinnerung, oder einfach nur so, weil es jeder macht? Vielleicht geleitet durch das Bedürfnis, den Moment mit Freunden oder Bekannten zu teilen, zu zeigen was man Großartiges erlebt? Eine Art Zwang, das Smartphone, egal in welchem Moment, zu zücken und ein Foto oder ein Video aufzunehmen. Dieser Gedanke begleitet wohl täglich eine Vielzahl an Menschen, wenn auch unbewusst. Auf dem Foto zu erkennen ist David Guetta, ein weltweit bekannter DJ, wahrscheinlich für die meisten eine einmalige Erfahrung, ihn live zu sehen und eine Vielzahl erlebt den Moment nur durch die Linse ihrer Smartphone-Kamera. Statt diesen besonderen Moment zu genießen, wahrzunehmen und ihn in unseren Gedanken und Herzen zu bewahren, halten die meisten fast zwanghaft ihre Smartphone-Kamera drauf, um den Moment auf ewig digital zu speichern. Leben wir nur noch für dieses eine Foto oder diese eine Videoaufnahme? Statt so zu leben, sollte man den Moment und das Gefühl mit den eigenen Sinnen genießen und somit eine „menschliche und mentale“ statt digitaler Erinnerung schaffen. Ein Foto oder Video ermöglicht es zwar, die Erinnerung wachzurufen und sich durch an das Dargestellte zu erinnern, allerdings ist es nicht möglich, durch das Foto oder Video die Gefühle zu transportieren, welche man in jenem Moment verspürt hat.

Die vielseitigen negativen Auswirkungen von Medien sind bekannt: passives Wahrnehmen des Erlebten, Ablenkung durch Medien, das Verlangen, immer mehr und Besseres zu erleben als Freunde, Bekannte oder Influencer. Bei einem Großteil der Gesellschaft ist das Bedürfnis präsent, Dinge und Momente, die von der Gesellschaft als angesehen und großartig empfunden werden, auch zu erleben bzw. zu zeigen, dass man diese auch erlebt hat. Aus diesem Grund sind bestimmte „Foto-Spots“, Restaurants, Events oder Orte u.v.m., die von Influencern als besonders erlebniswert auserkoren werden, komplett mit Menschen überfüllt, welche einfach nur für dieses eine Foto oder Video da sind – ohne vielleicht darüber nachzudenken, ob sie diesen Ort und Moment als genauso erlebniswert empfinden. Dabei ist oftmals dieses besondere Erlebnis und die damit einhergehenden Gefühle nur in dem Augenblick spürbar und nicht möglich, über ein Foto oder Video zu vermitteln. Diese können zwar einen Hinweis auf die gesamte Atmosphäre geben, allerdings können die damit verbundenen Gefühle und die Atmosphäre nur in der Wirklichkeit spürbar sein.

Doch Medien haben auch positive Auswirkungen auf die Gesellschaft. Das Bedürfnis, den Moment für die Erinnerung festzuhalten, ist nachvollziehbar. Solange man nicht zwanghaft das Gefühl hat, den Moment festzuhalten, um ihn später zu teilen, ist es legitim und verständlich, den Moment durch ein Foto oder ein Video für die Erinnerung zu wahren. Das heißt, das Medium Smartphone bietet den Vorteil, dass man noch Jahre später auf den Moment zurückblicken kann und diesen durch das Foto oder Video nachempfinden kann. Diese Möglichkeit gäbe es ohne die Medien nicht. Es ist nur wichtig, ein gesundes Gleichgewicht zu finden und zu erkennen, wann man vielleicht den Moment einfach für sich genießen sollte. Eine große Chance, die Medien bieten, ist das Verbinden von Menschen. Die Musik als Medium verbindet Menschen miteinander. Besucher eines Konzertes teilen denselben Musikgeschmack und erleben durch dieselben Interessen einen besonderen Moment zusammen. All das wird aufgrund von Medien ermöglicht, die diese Verbindung schaffen.

Das Foto hat für mich viele Themen aufgeworfen. In der heutigen Gesellschaft spielt das Festhalten von Momenten und Erlebnissen eine große Rolle und weist auf die Beziehung zwischen Medien und Gesellschaft hin. Es ist entscheidend, ein gesundes Mittelmaß zu finden, die Chance der Medien zu nutzen und gleichzeitig die Gefühle zu spüren und zu erlebe, ohne durch übermäßigen Konsum den besonderen Moment zu zerstören, nur um ihn festzuhalten. Uns sollte also bewusst sein, dass der Moment und das Erlebnis aus viel mehr bestehen als nur aus dem perfekten Foto oder Video. Trotz allem sollte man auch die Vorteile von Medien berücksichtigen. Durch Medien entstehen Gemeinschaft und eine Verbundenheit, das Teilen von besonderen Momenten, ganz bewusst in der Wirklichkeit mit den Mitmenschen.