Wayan Artha
Die Szene, die in meinem Bild festgehalten wird, kommt jedem bekannt vor, der schon einmal auf einem größeren Konzert war: Man schaut auf die Bühne und sieht dabei hunderte, wenn nicht sogar tausende leuchtende mobile Endgeräte, die eben diese Bühne filmen.
In meinem Essay beschreibe ich genau dieses Phänomen, das mir bis jetzt auf fast jedem Konzert, das ich besucht habe, aufgefallen ist. Es geht um das Smartphone und wie es durch seine Intelligenz und die scheinbar unendlichen Fähigkeiten dieses modernen Zauberstabs unser Verhalten, insbesondere auf Konzerten, beeinflusst.
Es liegt eine gewisse Ironie darin, dass man sich für viel Geld Tickets für Konzerte kauft, um sie live zu erleben, nur um seinen Lieblingskünstler dann für neunzig Minuten durch ein 6,06 Zoll großes iPhone-Display anzuschauen. Doch was treibt uns – mich eingeschlossen – dazu, auf Konzerten zum Hobby-Videografen zu werden? Aus meiner Perspektive und anhand meiner Erfahrung scheint Social Media der ausschlaggebende Faktor zu sein.
Auf Social-Media-Plattformen wie Instagram, TikTok, Facebook oder Snapchat versuchen wir, uns darzustellen. Ob das im individuellen Fall mehr Schein als Sein ist, sei dahingestellt. Social Media gibt uns die Möglichkeit, ein Bild von uns selbst nach außen zu tragen und uns so darzustellen, wie wir gesehen werden wollen. Sei es als Partylöwe, der nur auf den coolsten Partys der Stadt tanzt, als erfolgreicher Geschäftsmann oder – wie in meinem Beispiel – als Fan eines bestimmten Künstlers, der uns vielleicht durch seine Kunst als Identifikationsfigur dient.
Diese Tendenz zur gefilterten Darstellung auf Social Media ist durchaus kritisch zu betrachten. So sieht man in den Stories seiner Bekannten vielleicht ab und zu einen schönen Strandurlaub, die eigene Katze, eine wilde Party oder ein süßes Bild mit dem Partner. Vom Horrorflug zum Strand, dem Absturz auf der Party oder dem Beziehungsstreit erfährt man in solchen Stories jedoch nie. Das führt meiner Meinung nach zu einer Verzerrung der Realität.
Auch das Beispiel der Konzerte zeigt, dass viele Leute eher daran interessiert zu sein scheinen, das perfekte Video für Instagram zu filmen, als das Konzert zu genießen – ganz nach dem Motto: „Wenn es keinen Post gibt, ist es nicht passiert.“ Für mich persönlich ist das eine traurige Entwicklung.
Nichtsdestotrotz sollte man nicht zu kulturpessimistisch auf das „Alles für Insta“-Phänomen blicken. Es gibt auch andere Beispiele, wie die Fankurven in Fußballstadien, viele Nachtclubs oder die Konzerte des Rappers „Souly“, die sehr gut ohne Foto- und Videoaufnahmen „funktionieren“.
Man sollte auch die Differenzierungsfähigkeit der Menschen nicht unterschätzen. Jeder weiß aus eigener Erfahrung, dass das Leben nicht so perfekt ist, wie es auf Social Media dargestellt wird. Ich denke, dass dieses Bewusstsein in einem Großteil der Gesellschaft vorhanden ist.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Social Media jedem Einzelnen von uns die Fähigkeit gibt, sich so darzustellen, wie man gerne gesehen werden möchte. Das ist durchaus kritisch zu bewerten, da die Realität teilweise stark verzerrt wird. Allerdings haben Menschen auch eine gewisse Differenzierungsfähigkeit, die es ihnen erlaubt, zwischen Realität und Social Media zu unterscheiden.