Der Einfluss von Social-Media Idealen auf unseren Körper

Felix Surén

Heutzutage werden sekündlich Fotos auf Instagram oder anderen Social Media Plattformen hochgeladen. Die einen stellen ihren kompletten Körper zur Schau und andere wiederum legen ihren Fokus auf bestimmte Körperteile oder Körperregionen. Social Media Nutzer stellen ihr Leben und den eigenen Körper mit der Handykamera im Netz zur Schau. Das Wichtigste dabei ist perfekt auszusehen und möglichst viele Likes zu bekommen. Der Körper wird dabei sehr oft verfälscht. Die Nase wird kleiner gemacht, der Hintern größer und abschließend wird noch ein Filter auf das Foto gelegt. Es werden dutzende Fotos vom Körper gemacht, wovon dann das Perfekte auserwählt und mit dem besten Hashtag versehen wird. Je mehr Likes ich erhalte, um so attraktiver fühle ich mich, denn ich bekomme die Bestätigung von der Außenwelt. Aber was wird durch das ständige Betrachten von perfekten Körpern auf Social Media Plattformen in uns ausgelöst?

Fühle ich mich weniger Wert, weil meine Wahrnehmung mir suggeriert, alle anderen sehen besser aus als ich selbst?

Es ist zu beobachten, dass durch Instagram und Co deutlich mehr Menschen zum Schönheitschirurgen gehen und sich beispielsweise ihre Lippen aufspritzen, das Gesicht liften oder sogar Implantate in die Brüste setzen lassen. Das ständige Betrachten von perfekten Körpern auf Social Media Plattformen löst in uns folglich aus, dass der eigene natürliche Körper nicht mehr angenommen und wertgeschätzt wird. Ganz im Gegenteil wird er eher als Baustelle gesehen, da es immer etwas gibt, was man vom Schönheitschirurgen operativ verändern lassen kann und möchte.

Ich würde behaupten, dass die Beeinflussung von Social Media auf die eigene Körperwahrnehmung, deutlich mehr junge Menschen betrifft. Was könnte die Ursache hierfür sein?

Unsere Gesellschaft lebt noch immer das typische Klischee von einem perfektem Frauen -und Männerbild vor. Mädchen wird von klein an mitgegeben, hübsch, schlank und lieb sein zu müssen, angepasst und hilfsbereit. Während von Jungen eher das taffe, starke Bild von „ein Indianer kennt kein Schmerz“ erwartet wird. Genau diese Welt greift Social Media geschickt auf. So sieht man Männer mit Sixpack und Frauen mit wohlgeformten Körpern ohne Ecken und Kanten.

Social Media könnte ein zusätzlicher Auslöser für nicht vorhandenes Selbstbewusstsein sein. Sehe ich diese Bilder im Netz, so wertet es mich mehr ab und ich lerne von Anfang an, dass ich nicht ausreiche, wie ich geboren wurde.

Ich möchte jedoch dazu gehören und positiv mit Likes bewertet werden. Dies gelingt mir nur über das perfekte Aussehen. Genau damit werden die jungen Menschen groß und ihre eigene Wahrnehmung wird durch Social Media verfälscht. Männer suchen den perfekten Frauenkörper und Frauen den starken schönen Mann.

Wie sollen die pubertierenden Jungen, die schon in jungen Jahren ein eigenes Handy bekommen und Instagram nutzen, einen gesunden Bezug zum weiblichen Körper entwickeln, wenn sie ständig mit Fakes oder halbnackten „perfekten“ Körpern konfrontiert werden. Dadurch entwickelt das männliche Geschlecht eine unnatürliche Vorstellung davon, wie ein Frauenkörper auszusehen hat. Frauen erleben, dass sich Männer zunehmend mehr „die perfekte“ Frau wünschen. Sie fühlen sich so noch mehr unter Druck gesetzt diesem Schönheitsideal zu entsprechen und gerecht zu werden. Woher sollen Mädchen und junge Frauen wissen, dass sie genauso, wie sie sind, richtig und wunderschön sind.

Wie sollen sie die Veränderungen ihres Körpers in der Pubertät anzunehmen lernen, wenn alle Frauen um sie herum vorleben, dass die große Form ihrer Brüste bevorzugt werden und sie nur dann gut genug sind, wenn sie Shapewear tragen? Gerade in unserer heutigen Gesellschaft ist es wichtig Mädchen und Jungen vorzuleben, dass sie nicht abnehmen müssen, nur weil andere sie zu dick finden oder sich alle auf Instagram rank und schlank präsentieren. Sie sollten nicht einem bestimmten Schönheitsideal von Frau/Mann entsprechen müssen. Es sollte ihnen vermittelt werden, dass sie weder ihre Persönlichkeit noch ihren Körper normieren müssen, um zu gefallen, nicht aufzufallen, nicht verurteilt, beschämt oder gemobbt zu werden.

Es ist erschreckend, denn für mich fühlt es sich wie ein nie endender Teufelskreis an. Um sich selbst einordnen zu können macht man immer mehr Fotos von sich und versucht den Social Media Idealen näher zu kommen oder zu ähneln. Man hofft darauf eine Antwort auf die Frage zu bekommen: Wer bin ich eigentlich und ist mein Körper richtig? Allerdings passiert nur das Gegenteil. Je mehr Abbilder existieren, desto weniger kennt man sich und seinen Körper. Es werden die Posen verändert oder die Filter, Brust nach vorne, Po nach hinten, Filter darüber und schon sieht der Bauch oder die Taille schlanker aus. Das Problem dabei ist, am oberen Ende der Schönheitsskala stehen nicht die gutaussehende Freundin oder der durchtrainierte Kollege, sondern professionell perfektionierte Ichs.

Die Social Media Ideale mit ihren perfekten Körpern transportieren vor allem eine Botschaft: „Seht her, ich habe meinen Körper im Griff, also habe ich mein Leben im Griff und jeder der nicht so aussieht hat dies nicht geschafft.“

Der Vermutung, die Beeinflussung von Social Media auf die eigene Körperwahrnehmung, betreffe deutlich mehr junge Menschen, würde ich daher zustimmen. Um dem entgegenzuwirken, ist es wichtig, dass Eltern ihren Kindern von klein an ein ausreichendes Selbstwertgefühl mitgeben. Sie in ihrem Tun und Handeln nicht kritisieren, sondern bestärken sich auszuprobieren und andere Wege zu gehen. Eltern sollten ihre Kinder loben, ihnen Liebe und Aufmerksamkeit schenken und ihnen immer wieder aufs Neue deutlich machen, dass sie gut so sind wie sind. Wenn dann noch der Umgang mit Social Media konstruktiv von den Eltern begleitet wird und beispielsweise die entstehenden Gefühle besprochen werden, die bei bestimmten Bildern entstehen, könnte ein Stück weit die negativen Auswirkungen von Social Media genommen werden. Nicht alles was von Social Media transportiert wird ist grundsätzlich negativ zu bewerten.

Zusammengefasst ist zu sagen, dass der Einfluss von Social Media Idealen auf den Körper steigend verläuft und ein Ende dessen bisher nicht abzusehen scheint.