Wie beeinflussen soziale Medien das Familienleben?

Nicole Büttner

Die Nutzung der (digitalen) Medien ist völlig normal und durchaus auch positiv zu bewerten. Denn trotz Kopfhörern und Ablenkung entsteht  (im Anschluss an die Fotosituation) eine Kommunikation

Mit dem Foto möchte ich ausdrücken, wie digitale Medien das Familienleben beeinflussen.
Jedes Familienmitglied besitzt sein eigenes digitales Endgerät und anstatt miteinander zu kommunizieren, ist jeder mit Spielen, Videos oder Nachrichten beschäftigt. Ein gemeinsames Gespräch ist beinahe unmöglich, da teilweise sogar Kopfhörer getragen werden. Es bemerkt sogar niemand, dass der Hund auf den Tisch gesprungen ist und die Wurst frisst.

Auf den ersten Blick wirkt dieses Foto ziemlich abschreckend. Was ist nur aus dem Familiensonntag geworden?! Doch denkt man an die eigene Kindheit zurück oder sieht Bilder und Filme von früher, bemerkt man, dass es auch damals schon viele Medien gab, die das Familienleben beeinflussten. In einigen Familien lief beispielsweise während der Mahlzeiten der Fernseher, Vater und Mutter lasen beim Frühstück die Zeitung – und waren dahinter noch weniger zu sehen als heute hinter dem Tablet -, die Tochter blätterte in der „Bravo“ oder einem Buch, und der Sohn verzog sich, sobald er sein Brötchen verschlungen hatte, in sein Zimmer und hörte Kassetten.

Medien waren also schon früher präsent und beeinflussten das Familienleben, sie haben sich nur verändert, was durch die „Langzeitstudie: Massenkommunikation“ von ARD und ZDF belegt wird. Seit 1964 werden Personen ab 14 Jahren über ihren Gebrauch von Medien befragt. Anlass für die erste Erhebung war damals die Frage, ob der Fernseher als modernes Medium die Zeitung verdränge oder ergänze. Aufgrund der sich weiter entwickelnden Medien wurde diese Befragung dann alle fünf Jahre durchgeführt, zuletzt 2015. Dabei hat sich Folgendes ergeben:

Über den langen Zeitraum hat die Anzahl der Medien deutlich zugenommen. Vor 1980 waren nur TV, Radio und Zeitung Bestandteil der Studie, 1980 kamen Tonträger, Bücher und Zeitschriften hinzu sowie 1985 Video (später einschließlich DVD). Seit 2000 wird in der Studie auch das Internet abgefragt und seit 2015 Smart-TV, E-Book-Reader und Smart-Watches. Erstaunlich ist, dass das Zeitbudget der täglichen Mediennutzung bis 2005 enorm zugenommen hat, nämlich von 3:14 Stunden pro Tag auf 10:00 Stunden pro Tag, seit 2005 aber stagniert bzw. geringfügig abnimmt. Im Jahr 2015 verbrachte die Bevölkerung nur noch 9:26 Stunden pro Tag mit den Medien. Dabei führen Fernsehen (210 Minuten), Radio (175 Minuten) und Internet (107 Minuten) die Liste der Nutzungsdauer an. Bei den 14 – 29jährigen liegt das Internet mit 187 Minuten täglich an der Spitze. Dabei ist allerdings zu beachten, dass ein beträchtlicher Teil davon zur Individualkommunikation genutzt wird. Die Jugendlichen kommunizieren via Internet mit Freunden, so wie ihre Eltern dies früher per Telefon taten. Dies gilt nicht als Massenkommunikation.

Die Nutzungsmotive aller Medien sind ähnlich. Fernsehen und Radio werden zum Zweck der Information, zum Spaß und für die Entspannung genutzt. Das Internet wird zusätzlich als Quelle genannt, die Nützliches über den Alltag liefert. Wichtig ist den Befragten, Interessantes aus aller Welt zu erfahren, aber vor allem auch über Regionales informiert zu werden. Nicht überraschend, aber hervorzuheben, ist die Tatsache, dass die Mediennutzung mit 9,5 Stunden pro Tag ein wesentlicher Bestandteil im Leben der Menschen ist.

Zurück zu meinem Foto. Die Nutzung der (digitalen) Medien ist also völlig normal und durchaus auch positiv zu bewerten. Denn trotz Kopfhörern und Ablenkung entsteht (im Anschluss an die Fotosituation) eine Kommunikation. Das lustige Handyvideo der Tochter wird herumgezeigt, alle lachen darüber. Der Sohn zeigt stolz seine Ergebnisse bei „MarioKart“, woraufhin sein Bruder das Handy zur Seite legt und ihn zur Revanche herausfordert. Und der Vater googelt die Freizeitangebote der Umgebung und schlägt einen schönen Ausflug vor.

Schon machen sich alle bereit, auch der Hund ist dabei. Die Handys werden natürlich mitgenommen. Man muss ja schließlich schöne Fotos vom Wochenende posten…

Literatur:
ARD/ZDF-Massenkommunikation Langzeitstudie,
https://www.ard-werbung.de/media-perspektiven/studien/langzeitstudie-massenkommunikation/
aufgerufen am 12.6.19, 8:15 Uhr