Das stille Örtchen- in seiner allgemeinen Form unumstritten nützlich und geprägt von Privatsphäre, die kaum ortsunabhängiger sein könnte. Das stille Örtchen- ein Ort, der Abgeschiedenheit bietet. Es ist ein Rückzugsort fürs Alleinsein, ein Freiraum für Abgrenzung und ein Zufluchtsort fürs Entkommen aus dem Alltag. Das stille Örtchen könnte nicht universeller sein:
2024, ein Jahr, in dem schon so viel möglich ist und doch so wenig bekannt ist. Das stille Örtchen ist zu unserer Zeit ein Stillleben. Es ist ein symbolisches Bild, das uns unsere Schwächen in unserer modernen Welt, unserem Alltag, zeigt. Dabei steht das ,,Kommunikationsmittel ohne Grenzen” im Vordergrund und verkörpert, neben der Schnelllebigkeit, vor allem den Drang immer auf dem aktuellsten Stand sein zu müssen. Das Handy ist für viele das Lieblingsmedium, um den ständigen Informationsfluss empfangen zu können. Ein Fluss aus Eindrücken, Nachrichten und Meinungen, die sich nicht selten zu einem Tsunami entwickeln, der nur darauf wartet, uns zu überrollen.
Das Handy wird allgegenwärtig zum ständigen Begleiter und wird an die wohl privatesten Orte mitgenommen. So passiert es, dass dieses Gerät ganz unbemerkt in unser alltägliches Leben so integriert wird, dass es unsere Routinen beeinflusst. Ist es für den Gang zum stillen Örtchen unerlässlich, sein Handy mitzunehmen? Wie viel Zeit würden wir für andere schöne Dinge gewinnen, wenn wir das Handy auf der Toilette weglassen? Es sei jedem selbst überlassen, inwieweit man die Öffentlichkeit an eine der stillsten Orte mitnehmen möchte. Jedoch lässt sich einen Augenblick darüber nachdenken, wie die Situation symbolisch gedeutet werden kann: Die Toilette, als Symbol der Intimität und Privatsphäre, und das Smartphone, als Verkörperung der Zugänglichkeit und Öffentlichkeit, ist sehr gegensätzlich zu betrachten. Jeder ist auf der Suche nach Privatsphäre, wenn er eine Toilette aufsucht. Dort angekommen, greift man zum Handy und öffnet so ein Fenster zur Öffentlichkeit. Man kann nur hoffen, dass niemand ungewollt Teil dieser Inszenierung wird und der eingehende Facetimeanruf angenommen wird…
Nicht nur der Toilettengang wird durch unser Smartphone beeinflusst. Andere alltägliche Routinen werden unterbrochen, angepasst oder sogar weggelassen: Für viele Menschen ist es normal den allerersten Blick morgens dem Handy zu widmen. Aufwachen, Anziehen, Frühstücken und dabei das Smartphone in Reichweite zu haben, ist für einige ein Muss. Der Tag beginnt also schon mit der ständigen Bereitschaft, erreichbar zu sein. Es bleibt kaum bis gar kein Platz, um sich Zeit für sich selbst zu nehmen und ruhig in den Tag zu starten.
In der Arbeitswelt kommt es, durch die ständige Erreichbarkeit, zu einer Vermischung von Arbeitsleben und Privatleben. Es wird schwerer, die Grenze zu definieren, um eine gute Work-Life-Balance zu schaffen.
Der vermeintlich ruhige Ort, das stille Örtchen, lässt zwar kurz Zeit zum Durchatmen, es folgt bei vielen allerdings weitere Bildschirmzeit. Der Grad zwischen unbewusster und bewusster Bildschirmzeit wird schmaler und es schleichen sich ungewollte Routinen ein, die, wenn man mal kritischer darüber nachdenkt, widersinnig sind.
Im Alltag unterstützen uns Smartphone und Co. und besitzen viele vorteilhafte Eigenschaften. Das alltägliche Leben wird durch das Medium Smartphone leichter, es unterstützt uns, um unsere Aufgaben schneller, besser und leichter zu bewältigen. Aber es bringt auch Herausforderungen mit sich, die man nur bewältigen kann, wenn man weiß, welche Hürden es zu bewältigen gilt. Diese beginnen bei der Bildschirmzeit auf Klo.