Der Lauf der Zeit: Erinnerungen

Yvonne Laskowitz

Zunächst einmal wissen wir, dass Kinder heutzutage mit einem großen Medienangebot aufwachsen. Sie kennen Smartphones, Notebooks, Tablets, Computer und können diese ohne große Anstrengung bedienen. Sie kennen ebenfalls den Anblick vieler Personen, die ein Smartphone in der Hand halten. Ein Foto hier, ein Foto da. Heutzutage geht das sehr schnell.
Des Öftern bin ich unterwegs und habe Familien beobachtet, bei denen die Eltern im Beisein ihrer Kinder ihr Smartphone kaum aus der Hand legen. Es ist immer griffbereit. Ist das Smartphone immer griffbereit ist für viele Menschen die Versuchung groß sich mit dem Smartphone zu beschäftigen, anstatt die gemeinsame Zeit aktiv mit ihren Kindern zu gestalten. Wenn dies häufiger vorkommt, kann die Eltern-Kind-Beziehung darunter leiden. Selbst wenn das Smartphone aufgrund eines Notfalls griffbereit sein soll, ist es kein Notfall im Beisein von Kindern, Nachrichten an andere Personen zu versenden, Videos anzusehen oder sich anderweitig mit dem Smartphone zu beschäftigen.
Selbst wenn berücksichtigt wird, dass das Smartphone möglicherweise wirklich ausschließlich griffbereit sein soll, um schöne Momente festzuhalten, stellt sich die Frage, ob es hier um Fotos und Videos geht, die Erinnerungspotential haben. Ein Beispiel dafür ist die Vorstellung, eine übermäßig hohe Anzahl an Fotos am Tag abzulichten. Werden wir uns diese jemals alle ansehen? Es stellt sich ebenso die Frage, ob es einer hohen Anzahl an Fotos bedarf, um hinterher das ‚Beste‘ auszuwählen. Handelt es sich um ein Erinnerungsfoto für das Familienalbum oder um ein Foto des Merchandisings und des „Sich-nach-außen-Präsentierens“, indem es in den öffentlichen Netzwerken gepostet wird? Hätte vielleicht ein Foto oder eine geringere Anzahl an Fotos gereicht?
Ich empfinde einen kurzen Moment für Fotos als angemessen, um danach die Zeit gemeinsam zu nutzen und gemeinsame Momente zu schaffen. Denn um Erinnerungen zu schaffen, müssen wir diese Momente zuerst aktiv erleben. Indem wir uns nur darauf zu fokussieren scheinen, welches Foto das Beste ist oder wie wir uns am geeignetsten positionieren, könnten wir viele dieser wertvollen Momente verpassen oder gar nicht erst entstehen lassen.
Ich möchte sensibilisieren. Denn es sind genau diese Momente im Leben, die uns keiner nehmen kann und nur wir selbst sind deren Gestalter. Auch in unserer schnelllebigen Welt müssen wir uns Zeit für solche Momente nehmen. Ich stelle mir vor: Das schönste Gefühl ist doch, wenn man hinterher ‚ein‘ Foto ansieht und sich in diese Situation zurückversetzen kann, um diesen Moment wieder zu erleben und sich darüber austauschen zu können.
Mit wie viel Medienkonsum sollen unsere Kinder aufwachsen? Gibt es ein richtig oder falsch? Nur du kannst entscheiden, wie du mit dieser Verantwortung umgehen möchtest.

Wie möchtest du zukünftig Erinnerungen schaffen?