Die Gefahr der Tracking-Apps

Sarah Labus

Die Idee zu wissen, wo seine Freunde oder sein Partner steckt, klingt erst einmal nicht unbedingt negativ. Wann kommt mein Partner nach Hause, ist er noch im Supermarkt, steht er im Stau … ein simples Öffnen der App ersetzt einen Anruf. Die Frage ist jedoch, wozu diese Dauerüberwachungsmöglichkeit führt.

Wo ist mein Mann?

Wo mittlerweile Meditationsapps Ruhe und Achtsamkeit verkaufen, Fitness-Apps zu einer gesünderen Lebensweise verhelfen und Schlaf-Apps einen besseren Schlaf ermöglichen wollen, gibt es auch eine App die insbesondere Paare ansprechen soll. Die Live Ortung des Partners verspricht hundertprozentige Kontrolle und Sicherheit.

Doch ist diese Kontrolle wirklich der Schlüssel zu einer glücklichen Beziehung?

Mein Bild soll die kritische Auseinandersetzung mit solchen Tracking Apps zeigen. Die Ortung des Partners erinnert mich zuerst an eine düstere Zukunftsvision aus der Serie „Black Mirror“. Denn tatsächlich wurde dieses Thema bereits in einer Folge behandelt. Nach dem Auftauchen eines Mädchen, das verschwunden geglaubt war, lässt die Mutter ihrer Tochter einen Chip einpflanzen, welcher die Ortung, sowie die Überwachung jeglicher Körperfunktionen möglich macht. Ohne zu viel vorweg nehmen zu wollen: Die Mutter entwickelt einen regelrechten Kontrollzwang und die Überwachung wird zu einer richtigen Sucht.

Ganz so dramatisch ist es in der Realität (noch) nicht, dennoch passt die Standortfeststellung des Liebsten in das düstere Bild des gläsernen Menschen der Zukunft: jederzeit überwachbar, nie allein.

Und trotzdem, wenn ich mich umhöre, orten sich viele Freunde, vor allem Paare, gegenseitig. Praktisch vorinstalliert findet sich auf jedem IPhone bereits die App „Wo ist?“. Auch über WhatsApp oder per Cloud am Betriebssystem des Telefons, ist die Ortung jeder Zeit möglich.

Die Idee zu wissen, wo seine Freunde oder sein Partner steckt, klingt ja auch erst einmal nicht unbedingt negativ. Wann kommt mein Partner nach Hause, ist er noch im Supermarkt, steht er im Stau… Ein simples öffnen der App, ersetzt einen Anruf. Die Frage ist jedoch, wozu diese Dauerüberwachungsmöglichkeit führt. Vertrauen ist gut, doch Kontrolle ist besser? Hier zeigen sich ganz neue Potentiale. Doch was ist mit dem Vertrauen passiert. Vertrauen als Basis einer jeden Beziehung. Oder sollte sie das zumindest nicht sein? Wenn ich zu dem Thema im Internet suche, liest man von beängstigenden Entwicklungen. Transparenz entwickelt sich als etwas erstrebenswertes, denn wer nicht alles preisgeben möchte, muss ja etwas zu verbergen haben…

Eine Beziehung auf Misstrauen, statt Vertrauen aufzubauen halte ich für schwierig. Auch das Gefühl einer Dauerüberwachungsmöglichkeit, meinen Partner nie überraschen zu können und mich womöglich noch für das Umfahren des Staus, weil andere Strecke als sonst, rechtfertigen zu müssen, löst in mir starken Unbehagen aus. Am Ende muss ein jedes Paar jedoch seinen eigenen Weg finden und schauen welche Rolle die Kontrolle in ihrer Beziehung spielen soll.