Die Verschwörung unter dem Aluhut

Mascha Gaube

Das Spektrum der bereits existierenden Mythen ist breit gefächert: Die abstrusen Ideen der Verschwörungstheoretiker reichen von Zwangsimpfungen über das Einpflanzen von Mikrochips bis hin zur Verleugnung der Existenz des Coronavirus.
Woran erkennt man Verschwörungstheorien? Was macht sie so beliebt?

Die Verschwörung unter dem Aluhut
Das Nutzen und der Konsum von sozialen Medien wie Instagram kann viele Vorteile haben. Aufgrund unserer freiheitlichen demokratischen Grundordnung kann jeder im Netz seine Meinung preisgeben ohne, dass ihnen dieses jemand verbietet. Doch nun machen vegane Fernsehköche, antisemitische Popsänger oder „I make you sexy“- Gründer von diesem Grundrecht Gebrauch und verbreiten täglich neue verschwurbelte Verschwörungstheorien in den sozialen Netzwerken. Die zahlreichen Mythen, die bereits durch das Internet kursieren, hetzen gegen das politische System oder gegen etablierte Wissenschaftler. Aufgrund der Lockerungen kommt die Aluhut-Fraktion auf sogenannten „Hygiene-Demos“ zusammen und leugnet wissenschaftliche Fakten.

Das Spektrum der bereits existierenden Mythen ist breit gefächert: Die abstrusen Ideen der Verschwörungstheoretiker reichen von Zwangsimpfungen über das Einpflanzen von Mikrochips bis hin zur Verleugnung der Existenz des Coronavirus.
Woran erkennt man Verschwörungstheorien? Was macht sie so beliebt? Und wie können wir in Zukunft damit umgehen, dass Menschen sich eigene Realitäten bilden und wissenschaftliche Erkenntnisse leugnen?

Die Pandemie-Phase, die von Unsicherheit, Ängsten und Sehnsucht geprägt ist, lässt uns nicht nur eine gesundheitliche und wirtschaftliche Krise durchleben. Maßnahmen, die aufgrund der Lungenkrankheit COVID-19 getroffen wurden, haben auch psychologische Krise bei Vielen hervorgerufen. Denn während der Corona Zeit wurde aufgrund von neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen über das Virus die Einschätzungen, die Zahlen oder die Studien immer wieder korrigiert. Die ständige sich aktualisierende Informationsflut hat die Allgemeinbevölkerung verunsichert. Dieses Gefühl der Unsicherheit ist ein Auslöser dafür, dass Menschen empfänglicher werden für Verschwörungstheorien.

Hinzu kommt, dass die abstrusen Inhalte, die auf traditionellem Wege über zum Beispiel seriöse Nachrichtenblätter keinen Zugang zum öffentlichen Diskurs gehabt hätten, problemlos durch die sozialen Netzwerke an die Allgemeinbevölkerung gelangen. So konnte die Verbreitung eines Videos von Ex-Radiomoderator Ken Jebsen, in der er die komplexe wissenschaftliche Corona-Lage anzweifelt, problemlos viral gehen. Die Falschinformationen können anschließend von Menschen aus dem engeren Umfeld über zum Beispiel Whatsapp herumgeschickt werden, sodass die Empfänger diese mit noch größerer Wahrscheinlichkeit lesen.

Die Berichterstattungen über die bekannten Persönlichkeiten und ihre Verschwörungstheorien sorgt für zusätzliche Reichweite und steigende Aufmerksamkeit. Dies geschieht nicht nur, wenn beispielsweise bekannte Tageszeitungen über Atilla Hildmann und Co berichten. Auch, wenn das Teilen der wirren Fakten durch Instagram User nur zur Belustigung stattfände, spielt dies den Verschwörungstheoretikern aufgrund medialer Aufmerksamkeit in die Karten. Die Medien befinden sich in einem Dilemma, da nun darüber diskutiert wird, ob man die Berichterstattung unterlassen sollte, um die Aufmerksamkeit für die Theorien unter der Allgemeinbevölkerung einzudämmen. Wie verhält man sich also, wenn man auf fragwürdige Inhalte stößt und wie kann man mit Verschwörungstheorien umgehen?

Ein reflektierter Umgang mit Medien spielt dabei eine wichtige Rolle. Dazu gehört, dass man beispielsweise die Quellen der Informationen überprüft, um herauszufinden, ob diese neutral berichten oder für die Verbreitung von Verschwörungstheorien bekannt sind. Informationen über die Corona-Pandemie sollte man aus den offiziellen Kanälen beziehen, wie zum Beispiel die des Robert-Koch-Instituts oder der WHO statt aus sozialen Medien. Mithilfe des „Rasiermessers“, einer Erkenntnistheorie von Wilhem von Ockham, die aus der Philosophie stammt kann man ebenfalls Verschwörungstheorien identifizieren. Bei dieser wissenschaftlichen Methodik geht es darum, dass man aus mehreren möglichen Erklärungen über einen Sachverhalt stets die einfachste Theorie vorzieht. Die einfachste Theorie ist diejenige, die so wenige Variablen wie möglich enthält oder diese zumindest in einer logischen Beziehung zueinanderstehen. Bezüglich der aktuellen Situation lässt sich erkennen, dass die Verschwörungstheorien viele Variablen und Hypothesen enthalten. Der Mythos, dass die Bevölkerung aufgrund ihrer Angst vor dem Coronavirus dazu gezwungen werden soll, sich impfen zu lassen, damit Bill Gates die Menschheit durch das Injizieren eines Mikrochips die
Menschheit überwachen kann, weißt viele Variablen auf, welche nicht in logischer Beziehung zueinander stehen. Bezüglich der aktuellen Situation ist die einfachste Hypothese, die am wenigsten Variablen aufweist, das bloße Existieren der Corona-Pandemie.