Ersetzen soziale Medien reale Gespräche?

Lina Christian

Ich vertrete eine gespaltene Meinung, da ich es oft sehr schade finde, wenn die Gespräche immer kürzer werden und sich stattdessen das elfte Foto bei Snapchat geschickt wird. Trotz alledem empfinde ich die Möglichkeit der offenen und weltweiten Kommunikation über diese Plattformen als gut und möchte diese nicht missen.

Kommunikation über soziale Medien statt persönlicher Gespräche? Der Einfluss sozialer Netzwerke auf die Gesellschaft und dessen Kommunikation

Whatsapp, Facebook, Instagram, Snapchat, Twitter, Pinterest, YouTube – die Welt der Social-Media-Dienste wächst immer weiter und der Großteil der heutigen Gesellschaft nutzen diese täglich. Besonders Jugendliche lieben es, Teil der Online-Communities zu sein und können sich ein Leben ohne ständige Erreichbarkeit nicht mehr vorstellen. Sie chatten, liken, sharen und posten. Die „neuen Medien“ sind aus der heutigen Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. Dies erlebt man sofort, wenn man an einem ganz normalen Werktag die öffentlichen Verkehrsmittel benutzt. Wo früher direkte Gespräche mit den anderen Mitfahrern geführt wurden, sitzt man heute am Smartphone und kommuniziert über große Distanz. Ist das die Kommunikation der heutigen Gesellschaft? Austausch und Diskussionen über soziale Netzwerke statt persönlicher Gespräche? Im Folgenden werde ich mich mit diesen Fragen und zugleich dem Einfluss der sozialen Medien auf die Gesellschaft und dessen Kommunikation beschäftigen. Um dies näher zu betrachten, soll zu soll zunächst einmal der oben bereits genannte Begriff der „neuen Medien“ genauer erläutert werden.

Die Bezeichnung „neue Medien“ befindet sich im ständigen Wandel, ebenso wie die sich stetig verändernde Gesellschaft und die damit verbundenen Prozesse. Wurden noch vor einigen Jahrzehnten das Radio und der Fernseher als die „neuen Medien“ betitelt, so steht der Begriff heute als eine „Sammelbezeichnung für elektronische, digitale und interaktive Medien“ (wissen.de), wie beispielweise Laptops, IPads oder Smartphones.
Das obige Bild zeigt folgende Situation: Bei einer Geburtstagsparty sitzen fünf Freunde von mir auf dem Sofa während sie mit ihrem Smartphone ihre sozialen Netzwerke abchecken. Sie sind zutiefst in ihrem Handy versunken, persönliche Gespräche finden nicht statt.

Dieses Foto zeigt, wie sich die Gesellschaft durch die Medialisierung verändert hat. Zu jeder freien Minute wird das Handy gezückt, um nichts zu verpassen oder anderen über die soziale Welt mitzuteilen, was man gerade erlebt. Dabei befriedigen wir einerseits unsere affektiven Bedürfnisse, worunter beispielsweise die Überwindung von Langeweile zählt und die sozial- integrativen Bedürfnisse, wozu das kommunizieren mit Freunden in den Medien zählt. Die Kommunikationswissenschaft erklärt hierbei mit welchen Motiven sich Menschen den Medien zuwenden und welche Funktionen die Medien in den unterschiedlichen Lebensbereichen tragen können (vgl. Süss et al. 2010, S.37). Ständige Erreichbarkeit, perfekt inszenierte Selbstdarstellung, uneingeschränkte Meinungsäußerungen und mögliche Kommunikation über den gesamten Globus sind Gründe für die, sich stetig steigende Nutzung der sozialen Medien in der heutigen Gesellschaft. Neben den Veränderungen in politischen und sozialen Diskursen hat die Nutzung digitaler Technologien und sozialer Netzwerke auch erheblichen Einfluss auf ganz persönliche Aspekte der Kommunikation. ‚, Digitale Kommunikation kann ein persönliches Gespräch nicht in all seinen Facetten ersetzen‘‘ (Kiby 2019). Ein persönliches Gespräch, Angesicht zu Angesicht, ist tiefgreifender, komplexer und zielführender. Zudem werden die persönliche Gemeinsamkeit und räumliche Nähe durch den Zeitvertreib im Internet reduziert. Soziale Netzwerke, wie Facebook, Instagram und Co tragen hierzu immens bei (vgl. Kiby, 2019).

Während ich diesen Essay verfasse, wird mir bewusst, wie sehr wir von dieser sozialen Welt abhängig sind. Alle meine Freunde, meine Eltern und sogar meine Großeltern besitzen und nutzen digitale Technologien, seien es Handys, Laptops oder Fernseher. Der Eine mehr, der Andere weniger aber besonders die jüngere Generation kann sich ein Leben ohne nicht mehr vorstellen. Jeden Tag verbringen wir viel Zeit im Internet, tauschen uns über das neuste Foto von Heidi und Tom aus, posten unser #healthyfood oder schauen uns Katzenvideos an. Wenn wir unterwegs sind, nehmen wir das Handy mit, wer würde es schon freiwillig zuhause lassen und möglichweise einige Stunden nicht erreichbar sein? Die Antwort ist wohl klar.

Die anfangs gestellte Frage nach dem Einfluss der sozialen Medien auf die Gesellschaft und dessen Kommunikation lässt sich nicht leicht beantworten. Doch abschließend lässt sich sagen, dass aufgrund der Entwicklung und steigender Nutzung von sozialen Netzwerken Alltagsgespräche oft in den Hintergrund gelangen. Die höchste Priorität liegt darin, auf Plattformen, wie Facebook, Twitter oder Snapchat online zu sein, zu posten oder zu kommunizieren. Persönliche Gespräche werden weniger, der Bezug zur realen Welt wird geringer und das Verlangen zeitnah die Neuigkeiten in der social media Welt zu checken, nimmt zu. Mit meinem Foto möchte ich diese Entwicklung der medialisierten Gesellschaft verdeutlichen. Ich vertrete dabei eine gespaltene Meinung, da ich es oft sehr schade finde, wenn die Gespräche immer kürzer werden und sich stattdessen das elfte Foto bei Snapchat geschickt wird. Trotz alledem empfinde ich die Möglichkeit der offenen und weltweiten Kommunikation über diese Plattformen als gut und möchte diese nicht missen.

Literaturverzeichnis
Einführung. Neue Medien. [http://www.wissen.de/neue-medien].
Kiby, K. Gallus Verlag (2019): Wie soziale Netzwerke unsere Kommunikation verändern. [https://gallus-verlag.de/wie-soziale-netzwerke-unsere-kommunikation-veraendern/]
Süss, D.(2010): Medienpädagogik. Ein Studienbuch zur Einführung.