„Früher war alles besser“

Wiebke Möller

„Früher, als wir noch Kinder waren, war alles besser. Wir haben immerhin noch draußen gespielt“.
Solche Sprüche hört man immer öfter. Die älteren Generationen beschweren sich über die jungen Generationen, dass die Kinder zu viel am Handy sind und lieber mal „an die frische Luft gehen“ sollten. Aber haben sie Recht oder sind sie nur der Meinung, dass es früher besser war, weil es heute anders ist?

Eins kann man sagen. Die Kinder haben heutzutage wirklich eine andere Kindheit als früher. Die meisten haben schon sehr früh ein Handy und verbringen viel Zeit am Computer oder anderen Geräten. Während frühere Generationen draußen mit Freunden gespielt haben, treffen sich die Kinder heute oft digital.
Man fragt sich, ob die neuen Generationen nicht etwas verpassen. Kennen sie überhaupt noch aufgeschlagene Knie, wenn man beim Spielen draußen hingefallen ist, oder den Schmerz am Knöchel vom Cityroller? Malen sie auch noch mit Kreide auf der Straße oder bauen Höhlen aus Decken und Kissen? Und was ist mit den Barbiepuppen und dem Playmobil? Wird das noch genauso viel benutzt wie früher?
Denn heutzutage sieht man eher die Kinder, die zusammen auf einer Bank sitzen und auf die Handys gucken.

Auch die Art der Strafen bei der Erziehung ist durch die neuen Medien verändert worden. Früher haben die Kinder „Strafen“ bekommen, indem sie in ihr Zimmer geschickt wurden und nicht raus zum Spielen mit Freunden durften. Bei den neuen Generationen ist es eher so, dass damit gedroht wird, das WLAN auszuschalten oder das Handy wegzunehmen.

Aber gab es nicht genau dieses Problem auch bei der Entwicklung der anderen Medien wie Bücher oder den ersten Computern? Damals waren auch alle skeptisch gegenüber den neuen Medien. Es ist neu und anders und deswegen wird es von dein meisten Gewohnheitsmenschen erst einmal abgelehnt. Allerdings gibt es durch die neuen Medien auch viele Vorteile. Sie machen unser Leben in vielen Dingen einfacher.
Durch das Handy braucht man kein Telefon, Navigationsgerät, Wecker und vieles anderes nicht mehr.
Außerdem haben die Kinder durch das Handy einen viel weiteren Blickwinkel. Sie haben nicht mehr nur die Nachbarskinder zum Spielen oder müssen zu den Freunden gefahren werden. Stattdessen können sie sich auch digital treffen. So ist es auch leichter, mit Freunden Kontakt zu halten. Die Kinder können zusammen Spiele spielen, chatten oder auch zusammen lernen, ohne sich treffen zu müssen. Durch die Vielfalt der Möglichkeiten sind sie auch offener gegenüber anderen Sachen und man lernt mehr als die älteren Generationen denken. Und das schon beim Spiele-Spielen, da viele Spiele auf Englisch sind und man so gar nicht um die Fremdsprache herumkommt.
Dazu kommt, dass die neuen Generationen so auf deren späteres Leben besser vorbereitet sind. Denn heutzutage ist es nicht mehr möglich, ohne die Medien auszukommen. Selbst in den meisten Berufen ist die Beherrschung der Medien eine Voraussetzung. Dadurch dass die Kinder damit aufgewachsen sind, haben sie viel Erfahrung und Können und sind somit in der Lage, schon im jungen Alter den Eltern oder Großeltern helfen.

Man kann dementsprechend gar nicht sagen, ob die Kindheit früher besser war oder nicht. Es war nun mal anders als heute und kann auch nicht miteinander verglichen werden.
Das Leben ohne Handy ist mittlerweile undenkbar geworden, da man es in allen Lebenssituationen gebrauchen kann und immer dabei ist. So fühlen sich die Eltern auch häufig sicherer, wenn ihr Kind ein Handy hat und immer zu erreichen ist.
Und auch in der Zukunft werden die neuen Medien weiterhin eine große Rolle spielen. Schon jetzt ist es so, dass die Kinder statt Polizist*in oder Pilot*in lieber Youtuber*in oder Influencer*in werden wollen und sich somit auch die Berufswelt verändert und neue Berufe zu Vorschein kommen. Diese Wandlung unserer Gesellschaft kann man auch nicht verhindern und sind nur weitere Entwicklungen in unserem Leben. Die Kindheit heute ist somit nicht schlimmer, sondern einfach verändert.
Außerdem sind die unheilvollen Vorhersagen von unseren Großeltern, dass wir ja „viereckige Augen“ vom ganzen Fernsehgucken bekommen würden, auch nicht wahr geworden. Also kann die ’neue‘ Kindheit doch gar nicht so schlimm sein, oder?