Generation Smartphone: Zwischen Informationsmangel und Informationsüberfluss

Janina Lüdemann

Im Internet wird man mit der Themen- und Quellenwahl größtenteils allein gelassen und das Filtern und eigenständige Einordnen der Nachrichten in den Kontext kann natürlich für junge Menschen zu einer nicht offensichtlichen Herausforderung werden, vor allem im Zeitalter von Fakenews.

Die Bezeichnung Generation Smartphone wird in erster Linie mit negativen Entwicklungen im Umgang mit digitalen Endgeräten verknüpft. Die Jugend hängt nur noch vor ihrem Handy, eigentlich immer und überall.

So auch die Tochter beim Familienfrühstück auf dem Foto. Die Eltern hingegen lesen eine Tageszeitung. Könnte die Entwicklung, die man auf diesem alltäglichen Bild einfangen kann, ein weiteres Problem der Gesellschaft werden? Was ist es, das der Tochter, stellvertretend für die Jugend, also entgehen könnte?

Eines der Kernprobleme, die hier beleuchtet werden sollen, ist der Unterschied zwischen den Nachrichtenmedien, die wir konsumieren, und wie sich die Inanspruchnahme immer weiter verschiebt. Die Zeitung als Nachrichtenmedium verliert zunehmend an Bedeutung. Bereits 2006 lasen weniger als die Hälfte der 12- bis 19-Jährigen mehrmals pro Woche Zeitung, Tendenz weiter sinkend (JIM-Studie 2006). Zu einem Problem könnte dies werden, wenn die Vorteile, für die die seriösen Printmedien bekannt sind, den Jugendlichen vorenthalten werden: Einerseits fördert das Zeitunglesen das Lesen allgemein, aber vor allem auch das Textverständnis. In erster Linie sind für politische Teilhabe aber politische Informationen notwendig und als hereinwachsendes Mitglied in eine Gesellschaft sollte man das Weltgeschehen verfolgen.

Dafür gibt es neben den Printmedien weitere Möglichkeiten sich zu informieren, so ist vermutlich das meistgenutzte Nachrichtenmedium für junge Menschen das Internet, mit all seinen Vor- und Nachteilen. Dort gibt es zum einen die teilweise kostenpflichtigen Online-Präsenzen der jeweiligen Printmedien, die sich inhaltlich wenig unterscheiden von ihren gedruckten Versionen. Zusätzlich findet man meist ein aktuelles Angebot an Nachrichtenmeldungen und das Archiv. Das Internet ist für die meisten jungen Leute leicht zugänglich und bietet eine Fülle an Nachrichten und Informationen. Hinzu kommt, dass die Nachrichten schnell online gestellt werden können, also aktueller sein können als die Meldungen in der gedruckten Zeitung. Es scheint, als wäre das Internet insgesamt also ein mindestens gleichwertiges Nachrichtenmedium und als müsse jemand, der Nachrichten aus dem Netz konsumiert auch keine Zeitung lesen.

Dieser Eindruck kann aber auch täuschen. Denn gerade diese Fülle an Informationen kann es dem Konsumenten im Internet erschweren sich zu informieren. In der Zeitung wird die Vorauswahl der Themen von anderen getroffen, was natürlich auch nicht gefahrlos ist, doch ich spreche jetzt hier vorrangig von seriösen Zeitungen. Diese wählen nicht nur Themen aus, sondern auch seriöse Quellen. Im Internet wird man damit größtenteils allein gelassen und das Filtern und eigenständige Einordnen der Nachrichten in den Kontext kann natürlich für junge Menschen zu einer nicht offensichtlichen Herausforderung werden, vor allem im Zeitalter von Fakenews.

Wenn diese Faktoren dazu führen sollten, dass die „Generation Smartphone“ uninformierter und unpolitischer sein sollte, dann könnte dies eine bedrohliche Entwicklung nach sich ziehen. Junge Erwachsene sehen eventuell nicht die Notwendigkeit Geld für seriöse Nachrichtenmedien auszugeben, was nach sich ziehen könnte, dass auch nicht mehr eine solche Breite in der Nachrichtenmedienlandschaft vorhanden sein wird, wenn die Nachfrage fehlt. Doch von einer solchen Entwicklung sind wir noch weit entfernt. So ergab die 4. Quartalsbilanz 2019, dass die Wochenzeitung „Die Zeit“ ihren Verlust bei den Papier-Abos ausgleichen und sogar insgesamt einen Zuwachs verzeichnen kann, durch steigende Digital-Abo-Zahlen (IVW). Dass also weniger Menschen eine gedruckte Zeitung in die Hand nehmen als früher, heißt daher nicht zwangsweise, dass die Leute nicht weiterhin sich auch bilden und auch Zeitungsartikel online lesen. Es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass die seriöse Quellenauswahl, die ein Hindernis im Internet sein könnte, natürlich auch für Konsumenten von Printmedien gilt. Auch diese müssen zumindest entscheiden, welche Zeitung von welchem Verlag sie lesen möchten.

Zusammenfassend kann man festhalten, dass die Gefahr, die dieses Foto hier beleuchtet, nicht unterschätzt werden sollte. Wenn die Abnahme der Bedeutung von Printmedien ein Indiz dafür ist, dass junge Menschen weniger informiert sind, würde das ein Problem für die Gesellschaft werden. Doch wie auch aufgezeigt, kann dies auch nur ein Anzeichen dafür sein, dass die Printmedien digitalisiert werden und die nächsten Generationen das doch recht unhandliche Format der Zeitung umgehen und diese lieber im Internet aufrufen.

Eins kann man den Jugendlichen anhand dieses Fotos auf jeden Fall nicht vorwerfen, nämlich dass Ungeselligkeit durch das Smartphone am Tisch aufkam.