Handyverbot

Ein Perspektivwechsel: Wie oft sehen wir unsere Eltern, wie sie selbst ihre Handys kaum aus der Hand legen können?

Viele Eltern äußern sich negativ über die Mediennutzung ihrer Kinder und stellen strenge Regeln auf. An diese Verhaltensideale halten sie sich aber meistens selbst nicht. Klassiker sind das Handy auf dem Esstisch, Unterbrechungen bei Gesprächen durch Nachrichten und das ständige Gedaddel beim Fernsehen oder vorm Schlafengehen.

Es ist eine Ironie unserer Zeit: Eltern fordern weniger und kontrollierte Handyzeit für ihre Kinder, während sie selbst sich nicht an ihre selbstauferlegten Regeln halten. Dieses Verhalten sendet eine widersprüchliche Botschaft und treibt einen Keil zwischen Kind und Eltern. Die einen meinen, schützen zu müssen, und die anderen fühlen sich nicht ernstgenommen. Es wird zu einem Geben und Nehmen, mit Betonung auf Nehmen.

Dabei wissen wir, dass Kinder durch Beobachtung und Nachahmung lernen. Wenn ihr Vorbild und Vormund stetig am Telefon ist, erscheint das für unsere Schützlinge als Normalzustand und wird somit übernommen.

Das Problem auf beiden Seiten ist jedoch nicht nur die Bildschirmzeit an sich, sondern die verlorene Qualität der gemeinsam verbrachten Zeit. Gespräche werden unterbrochen, und Momente des Zusammenseins werden gestört oder gar nicht wahrgenommen. Das ständige Starren auf den Bildschirm lässt echte Verbindungen verblassen und wertvolle gemeinsame Erlebnisse in den Hintergrund treten.

Diese ständige Ablenkung führt dazu, dass sich Kinder oft missverstanden und weniger wertgeschätzt fühlen. Wenn die Augen der Eltern immer wieder auf den Bildschirm wandern, geht das Gefühl verloren, wirklich miteinander präsent zu sein. Die Folge ist ein schleichender Verlust an Nähe und Vertrauen innerhalb der Familie.

Am Ende heißt es oft: „Du verstehst mich nicht.“ Es bleibt die Frage, wie lange wir diese Widersprüche noch aushalten können, bevor wir erkennen, dass echte, unverfälschte Aufmerksamkeit das kostbarste Geschenk ist, das wir einander machen können.