Medien – gefangen zwischen zwei Welten?

Medien tauchen immer häufiger in unserem Alltag auf. Von morgens früh bis abends spät werden wir mit Medien konfrontiert und kommen mit medialer Nutzung in Kontakt. Es stellt die Frage, ob Medien nicht sogar längst schon Teil unserer Gesellschaft sind. Das Verhältnis zwischen Gesellschaft und Medien zeigt zumindest, dass Medien wesentlicher Bestandteil des Alltags in unserer derzeitigen Gesellschaft sind.

Tiefer fegend lässt sich sogar danach fragen, ob ein gänzliches Abtauchen in ein Medium, raus aus der realen Welt, dazu führen kann, eine Parallelwelt zu schaffen, in der psychisch anwesend sind, während sie gleichzeitig physisch in der Gesellschaft auftreten.

Eine Situation, in der diese Annahme deutlich wird, zeigt eine Person, die in einem öffentlichen Verkehrsmittel, in einer Regionalbahn, sitzt, umgeben von vielen weiteren Personen. Beschreiben lässt sich das genannte Bild als kurzer Ausschnitt aus einer Bahnfahrt, bei der eine junge Frau in einer von Menschen gefüllten Regionalbahn sitzt und ein Buch liest. Interessant ist dabei, dass sie das Buch auf ihrem Schoß abgelegt hat und gleichzeitig ihr Smartphone in der Hand hält. Sie scheint völlig in ihren eigenen Gedanken vertieft zu sein und die Menschen um sich herum kaum wahrzunehmen. Als beobachtende Person dieser Szene fällt auf, dass sie, wie sie dort auf ihrem Platz sitzt, gedanklich ganz wo anders zu sein, irgendwo zwischen der Story aus dem Roman auf ihrem Schoß und den Informationen auf ihrem Smartphone und kaum etwas von ihrer Umgebung wahrzunehmen scheint. Sie ist völlig vertieft in etwas, was die anderen Fahrgäste wiederum nicht mitbekommen und ganz privat und nur durch das Mädchen in dieser öffentlichen Situation passiert. Obwohl es in der Bahn recht laut ist und viele verschiedene Menschen zusammenstehen, die durchaus in ihrer Verschiedenheit inspirierend sein oder Gedanken anregen könnten, nimmt die junge Frau nichts davon wahr. Sie wirkt völlig abgetaucht, ganz versunken, wie, als ob sie geistig in einer anderen Welt wäre und nur physisch noch in der Bahn säße.

Solche Situation zeigen sich bei regelmäßigem Nutzen von öffentlichen Verkehrsmitteln relativ häufig. Doch in dieser Situation ist ein zweiter Aspekt auffällig. Die junge Frau fokussiert sich keineswegs nur auf ein Medium, ganz im Gegenteil, sie pendelt blitzschnell zwischen dem Smartphone in ihren Händen und der fiktiven Geschichte, die in dem Buch auf ihrem Schoß geschrieben steht. Es scheint, als würde sie körperlich, also rein physisch, in der Bahn, also einer realen Umgebung, sitzen. Gleichzeitig wirkt sie, als würde sie geistig, also rein psychisch, in die Geschichte des Buches eingetaucht zu sein und dann schaut sie ab und zu ganz kurz auf ihr Smartphone. Ihr Blick verändert sich in diesen Momenten des Blickwechsels und es wirkt, als würde sie aus der einen fiktiven Welt in eine andere Welt springen. Dies geschieht so schnell und lässt sich eigentlich nur an ihrem Blick auf das eine oder eben auf das andere Medium verzeichnen und wird durch ihren Ausdruck gestützt. Vielleicht lässt sich dieser Vorgang im übertragenen Sinne als Teleportation von einer in die andere Welt zu beschreiben.

Spannend an diese Beobachtung ist, dass Medien dazu führen können, gänzlich abzutauchen, in eine digitale, ferne Welt. Diese Betrachtung kann zu zweierlei Perspektiven führen. Zum einen können durch solche „parallelen Welten“ viele Phantasien angeregt werden, doch zum anderen würden Inspirationen aus dem realen Leben nicht mehr wahrgenommen werden, genauso, wie das Bewusstsein für unsere Umgebung schwinden würde. Gerade in Bezug auf eine doppelte Mediennutzung, in einer ohnehin stark frequentierten Umgebung, kann der Medienkonsum zu einer Reizüberflutung führen oder dazu beitragen, dass die Aufmerksamkeit auf keinem Geschehen, weder dem in dem Umfeld noch dem der medialen Geräte, vollständig liegt und dadurch nur eine sehr geringe Wahrnehmung tatsächlicher Ereignisse bleibt.