Medienkompetenzen – Wie hoch kannst du bauen?

Lea Reißmann

In unserer medialisierten Welt sind wir bei der Nutzung von Medien oft Gefahren und Risiken ausgesetzt. Immer wichtiger, wird deshalb der Begriff der Medienkompetenz in Verbindung mit gewissen Fähigkeiten, die dabei helfen Medien sinnvoll in alltägliche Handlungsabläufe zu integrieren (Süss, Lampert, Trültzsch-Wijnen 2018, S. 111).

Auf dem Bild ist eine hohe Mauer zu sehen, die Menschen verschiedenster Altersgruppen erklimmen wollen. Sie balancieren auf den Symbolen von bekannten online Plattformen wie Google, Instagram oder Snapchat. Zudem sind Symbole zu sehen, die Telefon und das Fernsehen widerspiegeln. Diese Symbole stehen nicht für die Medienkompetenzen der jeweiligen Personen, in Verbindung zu den abgebildeten Plattformen. Die Höhe ihres Stapels spiegelt ebenfalls wider, wie hoch ihre Kompetenzen im Umgang mit Medien allgemein sind, auf Grundlage von Aspekten wie Lebenserfahrung oder Medienbildung in institutionellen Kontexten. Je mehr Kompetenz die Menschen besitzen, desto höher ist der Stapel der Medienkompetenz-Bausteine und je eher gelingt es ihnen einen positiven Zugang zu den Medien zu finden.

Die schnelllebige Entwicklung der Medien und die sich ständig verändernden Bedingungen, machen den Prozess zu einer lebenslangen Herausforderung. Das Erlernen von diesen gesellschaftlich wichtigen Fähigkeiten ist nicht nur ein zeitintensiver Prozess, sondern muss er immer wieder neuen Bedingungen angepasst werden (Süss, Lampert, Trültzsch-Wijnen 2018, S. 110). Alles was sich hinter der Mauer befindet, steht symbolisch für die positiven Aspekte der Medien, die unser Leben bereichern können. Um Medien autonom und sicher nutzen zu können, sind jedoch gewisse Kompetenzen im Umgang mit ihnen für jede Generation essenziell (Süss, Lampert, Trültzsch-Wijnen 2018, S. 63). Wer sich also viel mit Medien auseinandersetzt, Gefahren und Risiken kennt und weiß, Medien in den Alltag positiv integrieren zu können, der kann diese zu seinem eigenen Vorteil nutzen.

Es wichtig zu sagen, dass in dieser Abbildung nur tendenzielle Kompetenzlevel von Personen verschiedener Altersgruppen dargestellt werden. Die Auswahl darüber, wie hoch der Kompetenzstapel der verschiedene Generationen ist, basiert auf den Texten und den Gesprächen aus dem Seminar, über das Thema der Medienbildung und gibt nur eine ungefähre Tendenz verschiedener Befunde wieder.

Im Fokus dieses Bildes steht der Aspekt des Generationskonflikts auf Grundlage verschiedener Kompetenzen in der Mediennutzung. Zu sehen sind zwei Kinder, die auch „Digital Natives“ genannt werde, da diese mit verschiedensten Medien aufgewachsen sind (Süss, Lampert, Trültzsch-Wijnen 2018, S. 3-4). Sie besitzen oft schon im jungen Alter viele Kompetenzen, können aber auch oft Gefahren noch nicht rational einschätzen. Zudem ist der Stapel des Jungen (links) niedriger als der des Mädchens (dritte von rechts). Also trotz der vielen Erfahrungen der Digital Natives spielen weiterhin Aspekte wie z.B. individuelle Bedingungen und sozio-kulturelle Hintergründe eine wichtige Rolle in der Medienkompetenzentwicklung. Der gesellschaftliche Sozialisationsanspruch ist für heranwachsende Kinder also besonders wichtig.

Zudem sind zwei junge Erwachsene zu sehen, diese aufgrund ihres Alters viele Medienkompetenzen besitzen (vierter von recht und zweite von rechts). Ihnen fällt die effektive Nutzung von Medien aufgrund ihres Alters und ihrer vieljährigen Erfahrung besonders leicht. Sie haben schon viele positive und negative Effekte von verschiedene Medien kennenlernen dürfen und besitzen deshalb die Kompetenz Medien einschätzen, kritisieren und reflektiv bewerten zu können.

Im Weiteren ist ein Mann im Jackett abgebildet, welcher die „Fernsehgeneration“ abbildet (zweiter von links). Diese Generation, ist nicht mit Medien unserer Zeit, wie z.B. Instagram oder Facebook aufgewachsen (Süss, Lampert, Trültzsch-Wijnen 2018, S. 29). Das Wissen im Bezug auf Medienkompetenzen ist deshalb nicht besonders groß, da diese Generation die meisten Kompetenzen erst im späteren Alter mühsam erlernen musste.

Als letztes ist eine ältere Frau zu sehen, welcher jene Generation darstellt, die ohne digitale Medien, wie das Fernsehen und sozialen Netzwerke, aufgewachsen ist (rechts). Deshalb besitzen sie nur wenige Kompetenzen, im Bezug auf den Umgang mit Medien, woraus Probleme wie Isolation oder kulturelle Benachteiligungen entstehen.

Der Vergleich, der verschiedenen Generationen, zeigen klare Unterschiede in den Medienkompetenzen auf. Sie alle haben verschiedene Voraussetzungen und unterschiedliche Schwierigkeiten. Dennoch lässt sich sagen, dass für jede Generation und jedes Alter die Medienbildung wichtig ist, um gesellschaftlich teilzuhaben zu können und aktuellen Sozialisationsaufgaben gerecht zu werden (Süss, Lampert, Trültzsch-Wijnen 2018, S. 38-39). Die abgebildeten Kompetenzunterschiede lassen sich zudem oft auf soziale Umstände, individuelle Bildungsmöglichkeiten und persönliches Engagement zurückführen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass die Mauer in dem Bild eine Abschirmung darstellt. Besonders in den vergangenen Jahren erlangten Medien einen erhöhten Stellenwert in unserer Gesellschaft, z.B. im Bezug auf die Politik. Wer also besonders viele Kompetenzen besitzt und deshalb auch viele Kommunikationsplattformen wie z.B. Suchmaschinen wie Google bedienen kann, kommt an mehr Informationen in weniger Zeit. Die Mauer ist also auch eine Abtrennung, die eine Wissens- und Informationsbarriere herstellen kann. Ein aktuelles Beispiel ist die Terminvergabe der Corona Impfungen, die vielerorts digital erfolgt. Einer Person, die Handy oder Laptop nicht ausreichend bedienen kann und dem somit die Terminbuchung vorenthalten wird, würde insofern einen gesundheitlichen Nachteil erfahren, da bestimmte digitale Fähigkeiten vorausgesetzt werden.

Besonders wichtig ist mir jedoch auch zu betonen, dass die Frage, ob Kompetenzen in unseren heutigen Zeit notwendig sind, nicht mehr gestellt werden sollte. Personen jeglicher Altersgruppen sollten an Medien heranzuführen werden. Sie sollten den Umgang mit Medien erlernen oder diesen optimieren können, um die Kompetenzen dann ganzheitlich positiv nutzen und in ihren Alltag integrieren zu können (Süss, Lampert, Trültzsch-Wijnen 2018, S. 2).

Schlussendlich bleibt jedoch die Frage offen, welche Rahmenbedingungen für die gesamtgesellschaftliche Entwicklungsaufgabe der Medienkompetenzen geschaffen werden könne. Sind es Schulen, Vereine oder doch die eigenen Eltern, welche die Basis zur Medienbildung bieten müssen? Wer setzt Standards und was könnten diese sein? Kann es eine Gesellschaft geben, in der Medienkompetenzen durch die Politik als Grundlage wie Lesen und Schreiben betrachtet wird? Die sich ständig wandelnde Medienwelt stellt und vor unglaubliche Herausforderungen und bietet dennoch Raum für erstaunliche Entwicklungen und Erfolge. Abschließend ist zu sagen, dass Medienbildungsprozesse eine des essenziellsten Aufgaben unserer Gesellschaft darstellen und zukünftig in zahlreichen Kontexten diskutiert und integriert werden muss.

Literaturverzeichnis

Süss, Daniel und Lampert, Claudia und Trültzsch-Wijnen, Christine W. (2018): Medienpädagogik – Ein Studienbuch zur Einführung. 3. Auflage, Wiesbaden: Springer VS, S. 1-131.