Online Lehre und seine negativen Begleiter

Thalissa Quirling

Mit meinem Bild möchte ich die Probleme der Online Lehre zum Ausdruck bringen. Besonders wichtig sind mir hierbei die digitalen Medien, die ständig in meinem Leben präsent sind. Seit der Pandemie und dem Start ins Online Semester nehmen sie immer mehr Platz in meinem Leben ein und ohne sie wäre ein Tag gar nicht mehr vorstellbar. Seit fast 3 Semestern begleitet viele nun schon die Online-Lehre. Ob in der Universität oder in der Schule, durch die Corona Pandemie hat sich in den letzten Jahren, vor allem im Thema der Digitalisierung viel verändert. Doch wie genau wirkt sich die digitale Lehre auf die Lernenden aus? Diese Frage möchte ich in meinem folgenden Essay thematisieren und vor allem die negativen Seiten der Online Lehre herausarbeiten.

Seminarbeginn um 8:00 c.t., der Wecker klingelt frühestens um 8 Uhr, stehe ich jetzt auf oder lass ich heute meine Kamera aus und bleibe liegen? In jedem Fall bleibt vermutlich der Schlafanzug an oder er wird gegen eine Jogginghose ausgetauscht. So sieht zurzeit leider der alltägliche Morgen vieler Studenten*innen aus. Und dazu kommt dann noch die tägliche Ablenkung zuhause und die fehlende oder geringere Autorität die auf Zoom vorhanden ist. Die fehlende direkte soziale Beziehung, hat meiner Meinung nach, einen großen Einfluss auf das Verhalten der Lernenden. Zwar gelten die Lehrenden auch im digitalen Semester als Autoritätspersonen, dennoch ist durch die digitale Lehre die Hemmschwelle nicht so präsent. Somit ist das einfache Ausschalten der Kamera oder das nicht Beantworten einer Frage viel einfacher als in der Präsenzlehre, da es durch den nicht persönlichen Kontakt leichter fällt. Doch was genau passiert bei den meisten Studierenden hinter den schwarzen Kacheln? Hier gibt es natürlich verschiedene Möglichkeiten, die bei jedem zuhause anders aussehen. Dennoch lassen sich viele der Studierende zuhause deutlich schneller ablenken als beispielsweise in einem Hörsaal. Somit ist der Griff zum Handy oder der Weg auf die Couch oder ins Bett ein häufiger Fall. Die Konzentrationsspanne lässt meistens schon sehr schnell ab und man landet auf Social Media oder sogar auf Netflix. Darunter leidet vor allem die Mitarbeit, gerade in Kursen mit viel Diskussionspotential tritt häufig eine Stille auf. Vor allem in Vorlesungen mit vielen Teilnehmern*innen wo unter normalen Umständen die Kamera ausgeschaltet ist, fällt die Konzentration besonders schwer und die Aufnahmefähigkeit sinkt. Die Sozialen Medien, Musik oder andere Plattformen wie Netflix oder Amazon Prime, werden in solchen Situationen besonders interessant und lenken einen schnell ab. Vor allem der ständige Input der digitalen Medien spielt hierbei eine besonders große Rolle und führt zu Überfluss an Informationen.

Stundenlang am Laptop sitzen, in der Pause am Handy oder Fernsehen gucken und am Abend Online Training auf Zoom, so sah eine lange Zeit mein täglicher Tagesablauf aus und das meistens auf mehreren Medien zugleich. Am Ende des Tages war man einfach nur erschöpft, obwohl man sich nur von einem Platz zum nächsten bewegte. Vor allem die Augen brauchten am Tagesende einfach nur noch eine Pause von den flackernden Bildschirmen und bewegten Bildern. Einfach mal Abschalten fällt in der heutigen Situation sehr schwer, ständig erreichbar und up to date zu sein ist ein noch stärkerer Teil unseres Lebens geworden.

Aber nicht nur die digitalen Medien beeinflussen uns stark in der Online Lehre, sondern auch die fehlende und mangelnde Bewegung. Der eigentliche Weg zur Bahn, der Wechsel von Hörsaal zu Hörsaal, der Weg zur Mittagspause, all diese Bewegung ist während der Online Uni auf eine Wohnung komprimiert, welche sich teilweise auf wenige Quadratmeter beschränkt. Da ich immer sehr auf meine Bewegung, auch im Lockdown geachtet habe, kann ich leider

berichten, dass es teilweise möglich ist nur 600 Schritte während der Uni zu schaffen, da maximal der Weg in die Küche zwischen den Seminaren und Vorlesungen möglich ist.

Ein weiterer Punkt, der stark unter der Pandemie leidet sind die sozialen Kontakte. Besonders für Studierende ist dies ein großes Problem, vor allem für diejenigen die mit der Online Lehre ihr Studium begannen. Genauso wie für mich und die meisten meines Studiengangs, war es schwierig direkt neue Menschen kennenzulernen. Dazu kam die Bildung von Gruppen- oder Partnerarbeiten war für viele eine große Überwindung darstellte. Alleine in einer neuen Lernumgebung ohne eine*n Ansprechpartner*in oder Personen die man im echten Leben schon einmal gesehen hat oder gar alleine in einer ganz neuen Stadt. In dem letzten Jahr war diese Situation leider der Alltag. Mittlerweile kennt man den einen oder anderen aus Breakout Sessions oder dem Plenum, dennoch ist es nicht das gleiche wie in der Präsenzlehre und kaum vorstell- oder sogar zumutbar.

Online shoppen, Musik hören, auf WhatsApp mit den restlichen Seminarteilnehmern*innen schreiben, vielleicht sogar seine Serie weiterschauen, weil man es nicht abwarten kann bis nach der Uni zu warten und all das während der Online Lehre. Kamera aus und man taucht in eine andere Welt ab, in eine Welt der digitalen Medien, der scheinbaren Perfektion und des Denkens keine Verpflichtungen zu haben und dabei soll man eigentlich noch etwas lernen? Der Überfluss an Informationen oder das Dingen des Handys sorgt für eine enorme Ablenkung während der Online Lehre. Besonders wenn man keine direkte Autoritätsperson vor sich hat, ist der Griff zum Handy keine schwierige Entscheidung. Vor allem in der Pandemie ist die Bildschirmzeit meiner Bekannten mir inbegriffen deutlich angestiegen. Durch den Lockdown war das Handy meistens der einzige soziale Kontakt den man zur Außenwelt täglich pflegte. FaceTime, WhatsApp oder eine Zoom Konferenz fielen meistens auch nach des täglichen Online Lernens noch mit rein. Allerdings sind der größte Einfluss die sozialen Medien wie Instagram, Snapchat, Twitter, TikTok, aber auch WhatsApp. Man dringt in eine Welt ein, die völlig unbeschwert ist und in der die Zeit verfliegt wie im Flug. Kostbare Zeit, in der man mutmaßlich Lernen oder an seine Bewegung denken sollte wird genutzt um auf dem neusten Stand zu bleiben und den Kontakt zu Freunden und Bekannten zu halten. Ein scheinbar gutes Medium in der Pandemie, welches zur Kommunikation zur Außenwelt einen super Job leistet, kann schnell zu einer Sucht werden und somit zu einem großen Problem werden. Das Gefühl ständig auf sein Handy schauen zu müssen um seine Nachrichten zu checken oder zu schauen wie viele Likes man bekommen hat, wird schnell krankhaft und schadet einem selbst. Dazu kommt noch die Darstellung eines perfekten Lebens von gewissen Influencern*innen, während man nur zuhause in seinen eigenen vier Wänden sitzt. All dies führt zu einer von den digitalen und vor allem sozialen Medien gesteuertem Leben. Gerade dies kann schnell zu sozialen oder auch psychischen Problemen führen und sollte vor allem bei jungen Kindern nicht unterschätzt werden. Der Wunsch nach dem perfekten Leben wie es andere führen oder der Drang immer erreichbar zu sein kann schnell zu einer schweren Last führen und das eigentliche Leben nur halb so schön machen.