Parallelwelt

Luisa Winkler

Leben wir noch im Moment? Genießen wir den Moment? Oder leben wir viel mehr diesen Moment nur noch für dieses eine Foto, den perfekten Moment für ein perfektes Foto? Sammeln wir Momente noch in unseren Erinnerungen oder nur noch für unsere Galerie und unser Instagram Feed? Ich erwische mich oft in Situationen, in denen ich im Nachhinein beim Anschauen der Bilder merke wie schön doch eigentlich dieser Moment gewesen ist, ich ihn  aber in diesem Moment gar nicht wirklich richtig wahrgenommen habe. Es ist das bewusste Wahrnehmen von Erlebnissen die immer mehr schwinden. Wir verlieren das Gefühl ganz bewusst zu Erleben.  

Zusätzlich denken wir darüber nach, wie wir das perfekt geschossene Bild, in den sozialen Medien präsentieren können. Wir sind so sehr damit beschäftigt, unseren followern zu gefallen, dass wir den eigentlichen Moment aus dem Blick verlieren. Dies führt dazu, dass wir immer mehr von unserem Leben online präsentieren anstatt es wirklich zu leben. Wir legen mehr Wert darauf, wie wir in der virtuellen Welt wahrgenommen werden, als darauf wer wir wirklich sind und was wir im Leben erreichen wollen. Dies kann zu einem Verlust von Authentizität und Selbstwertgefühl führen, weil wir versuchen uns ständig an die Erwartungen anderer anzupassen.

Als Kameras noch nicht in jedem Handy steckten, waren unsere Erinnerungen an besondere Momente in unserem Leben eher persönlich und intimer. Heute hingegen haben wir das Bedürfnis, jeden Moment festhalten zu müssen und mit anderen Menschen zu teilen. Ob es ein Essen in einem schicken Restaurant, ein Konzertbesuch oder ein Urlaub ist, wir müssen es dokumentieren und online stellen, um für unsere Erlebnisse Bestätigung und Anerkennung zu bekommen.

Diese ständige Suche nach dem perfekten Foto für unsere Social-Media-Profile, anstatt den Sonnenuntergang einfach zu betrachten und die Schönheit der Natur zu genießen, sind wir damit beschäftigt, den richtigen Winkel und Filter für das perfekte Instagram-Foto zu finden. Statt uns auf den Moment und die Erfahrung zu konzentrieren, sind wir damit beschäftigt, das Geschehene zu inszenieren und zu präsentieren.

Darüber hinaus hat die ständige Präsenz von Smartphones und sozialen Medien dazu geführt, dass wir uns zunehmend mit der Außenwelt beschäftigen, anstatt mit uns selbst und unseren direkten Beziehungen. Anstatt tief in Gespräche mit unseren Freunden oder Familienmitgliedern einzutauchen, lenken uns Benachrichtigungen und die ständige Versuchung, unsere Online-Präsenz zu aktualisieren, ab. Dadurch gehen wertvolle und bedeutungsvolle Momente verloren, in denen wir uns wirklich mit anderen verbinden und den Augenblick in vollen Zügen genießen könnten.

Wir sollten uns daran erinnern, dass das Leben aus mehr besteht als nur aus dem perfekten Foto für unsere virtuellen Profile.