Sozialisation durch (Multiplayer-)Videospiele

Jonas Arnold

Der Mensch ist ein soziales Wesen. Er ist von Anfang bis Ende auf die Interaktion mit Mitmenschen angewiesen. Dafür ist soziales Verhalten nötig, welches erlernt werden muss. Sozialisation gilt als „Vergesellschaftung des Menschen“ (Raithel et al. 2009: 59) dem Prozess, „in welchem der Mensch in die Gesellschaft bzw. in einer ihrer Gruppen handlungsfähig wird“ (Hobmair 2008: 85). Es gibt viele Instanzen, die zur Sozialisation beitragen, ein wenig Beachteter ist das Videospiel.

Der Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (kurz BIU) schätzt in ihrer aktuellsten Studie, dass in Deutschland 23 Millionen Menschen regelmäßig spielen, davon bilden Heranwachsende mit 4,9 Millionen Spielern den größten Anteil (vgl. Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware e.V. 2011). Dies zeigt, wie wichtig das Thema für Kinder und Jugendlichen ist und dass Videospiele somit fest in der heutigen Jugendkultur verwurzelt sind.

Videospiele biete verschiedenste Ansätze Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene, bei ihrer Sozialisation zu unterstützen. Beispielsweise durch Aufgaben, die gelöst werden müssen können den Heranwachsenden in Videospielen allgemein, aber auch mindestens im gleichen Maße in Multiplayerspielen Normen und Werte vermittelt werden. Allerdings ist dies mit Vorsicht zu genießen, schließlich werden hier die Normen und Werte des Spielerstellers vermittelt, die sich teils von den eigenen unterscheiden können.

Dank des Internets kann man mittlerweile auch einen Großteil von Videospielen nicht nur alleine, sondern auch mit anderen Menschen erleben. In vielen Spielen fungieren diese Anderen als Gegner. Es gibt aber auch Spiele in denen man als Team gemeinsam versucht eine Aufgabe zu erledigen oder auch Spiele in denen man als Team gegen andere Spieler- Team antritt. Zuletzt ist noch die Gruppe der Spiele zu nennen, die allein funktionieren und man nebeneinander her spielt, sich vielleicht unterstützt oder man einfach nur beim Spielen kommuniziert. Diese Videospiele werden im allgemeinen als Multiplayerspiele bezeichnen und alle machen durch verschiedenste Möglichkeiten mit anderen Spielern zu interagieren einen sozialen Raum auf. Dieser soziale Raum kann eine Sozialisationsinstanz darstellen,

da hier Normen und Werte können gefahrlos ausprobiert und auch ausgereizt werden, wodurch das Gewissen formiert wird. Des Weiteren bieten Videospiele im allgemeinen und Multiplayerspiele im Besonderen Lernprozesse, die bei der Ausbildung von Einstellungen und Haltungen unterstützen. Das soziale Miteinander auf dem Spielfeld kann Heranwachsende dabei unterstützen sich eine Haltung, also eine Sicht auf Dinge, zu entwickeln und diese dann auch gegen andere zu verteidigen. Dabei steht die eigene Haltung immer wieder auf dem Prüfstand und wird kritisch von dem Heranwachsenden selber aber auch Anderen hinterfragt. Videospielen bieten die Möglichkeit Grenzen auszutesten, diese bewusst zu überschreiten und an den gemachten Erfahrungen zu wachsen.

Der durch in Videospielen geschaffenen sozialen Raum kann Kindern und Jugendlichen helfen soziale Rollen zu erlernen. Durch die häufige Anonymität bieten Multiplayerspiele den Heranwachsenden die Möglichkeit soziale Rollen und Identitäten auszuprobieren und mit ihnen zu experimentieren um das Gelernte dann auf ihre eigenen sozialen Rollen im „echten“ Leben zu adaptieren.

Dies alles zeigt, wie wichtig (Multiplayer-) Videospiele für Kinder und Jugendliche als Sozialisationsinstanz sind. Genau das versuche ich auch mit meinem Bild zu zeigen. Es zeigt zwei Paar Hände die gemeinsam ein Videospiel auf einen Fernseher spielen, dass eine Paar Hände ist allerding transparent und verpixelt. Dadurch will ich beim Betrachter die Vorstellung erzeugen, dass dieses zweite Paar Hände digital dazugeschaltet ist und sich nicht „in echt“ in dem Raum befindet. Allerdings kann die erste Person mit der zweiten sozial interagieren und daran wachsen.

Hobmair, Herrmann (2008). Pädagogik (4. Auflage). Troisdorf

Raithel, Jürgen & Dollinger, Bernd & Hörmann, Georg (2009). Einführung Pädagogik. Wiesbaden.