Zu schnell in der Erwachsenenwelt?

Marit Finnja Runge

In der Erziehung spielt die Mediennutzung eine immer größere Rolle. Die Welt hat sich digitalisiert und Smartphones sind zu einem ‘‘Alltags- Gerät‘‘ geworden. Das Smartphone ist uns im Alltag eine Hilfe, eine Unterstützung und ein Unterhaltungsprogramm zugleich. Daher ist es kein Wunder, dass Kinder in einem gewissen Alter diesem Trend nachgehen wollen. Nur stellt sich im pädagogischen Sinne die Frage, ab welchem Alter Smartphones genutzt werden sollten. Spezifischer lässt sich die Frage daraus ableiten: In welchem Alter und Ausmaß ist die Nutzung eines Smartphones im pädagogischen Rahmen vertretbar?

In meinem Essay werde ich dieser Frage nachgehen, indem ich die verschieden Perspektive beleuchte und gegenüberstelle.

Für viele Menschen ist heutzutage ein Leben ohne den ,,kleinen Computer‘‘ undenkbar geworden. Termine, Meetings, Mitschriften und vieles Andere läuft über das kleine Smartphone ab und das Besitzen von einem Smartphone ist ein Normalzustand geworden. Auch Kinder und Jugendliche sind aufgefordert, ihre Zeit und Termine zu planen (z.B. Vereins- und andere Freizeitaktivitäten), den Ablauf des Alltags mit der Familie oder mit Freunden zu koordinieren oder kurzfristige Vereinbarungen zu treffen. WhatsApp ist einer der meist genutzten Applikationen auf dem Smartphone und schafft die Möglichkeit, in einer Millisekunde eine Nachricht einmal um die Welt zu senden. Viele Eltern schenken ihren Kindern ein Smartphone, damit diese unterwegs Hilfe anfordern können bzw. erreichbar sind. Diese Überlegung kann aber auch zu übermäßiger Kontrolle führen oder unbegründete Ängste auslösen, wenn die Kinder mal nicht erreichbar sind,

z.B. aus technischen Gründen. Jede*r ist durch die Nutzung eines Smartphones nahezu durchgängig erreichbar und die Zeit am Handy vervielfacht sich dadurch um ein Großes. Dass wir von dem Brief-Schreiber uns zum WhatsApp Nutzer entwickelt haben, klingt erstmal nicht dramatisch oder negativ, aber ein Handy kann auch noch mehr als einfache Nachrichten zu versenden. Auf einem Smartphone bekommt man einen Zugriff auf Millionen von Unterhaltungsmöglichkeiten. Neben WhatsApp haben die Applikationen: Instagram, Snapchat und Spiele eine ähnlich große Rolle.

Deutliche Unterschiede sind am Alter der Kinder, die Smartphones besitzen, festzustellen. Während nur 14% der 6- bis 7-Jährigen ein eigenes Handy besitzen, sind es bei den 10- bis 11-Jährigen 71% und bei den 12- bis 13-Jährigen sogar 90%. Das heißt, der größte Sprung findet zwischen der Altersgruppe 8/9 Jahre (33%) und 10/11 Jahre (71%) statt. Ab 10 Jahren wird das Handy also zunehmend zur Normalität, bis es ein selbstverständlicher Bestandteil des Medienalltags geworden ist.

Nun stellt sich die Frage, ob es um den Einsatz von Medien zur Unterstützung von intentionalen Lehr- Lernprozessen geht und welche Implikationen diese Mediennutzung für Entwicklungs- und Sozialisationsprozesse hat. Dafür sollte geklärt werden, welche Zugänge auf dem Handy für sinnvoll erachtet werden.

Die Beziehungsfunktion spielt für Jugendliche eine große Rolle, weil Kontakte auch über die Distanz (z.B. nach der Schule) fortgesetzt werden können und z.B. den Gruppenzusammenhalt im Freundeskreis aufrechterhalten.

Bestimmte Handyfunktionen werden unterwegs aber auch zum Zeitvertreib und zur Unterhaltung genutzt, was das Risiko erhöht, dass Kinder Zugang zu nicht altersgerechten Medieninhalten bekommen.

Die verbunden Risiken, wie unzulässige oder für Minderjährige ungeeignete Inhalte, werden mithilfe der Medien wesentlich leichter zugänglich. Dazu besteht die Gefahr, dass Kinder und Jugendliche in Kontakt mit sexuell motivierten Erwachsenen kommen oder über das Handy bedroht oder belästigt werden (bis hin zum Stalking). Privatsphäre und Datenschutz verliert an Wichtigkeit, da private Texte, Bilder oder Videos an die Öffentlichkeit gelangen können.

Auf der anderen Seite hat das, was Kinder und Jugendliche mit Medien machen, in der Regel mit der Arbeit an ihrer Identität zu tun. Es geht also um Identifikation, Abgrenzung, Dazugehören und Anerkennung, aber auch um die Auseinandersetzung mit Wünschen, Ängsten, Träumen, Gefühlen usw. in einer Lebensphase, in der besonders intensiv an der Persönlichkeit bzw. Identität gearbeitet wird. Heranwachsende sollten also die Chance bekommen, eigene Erfahrungen zu sammeln, aber sie sollten eben auch vorbereitet werden auf die Welt, auf die sie treffen. Aus diesem Grund gibt Einstellungen am Handy die über die Möglichkeit verfügen, dass eine bestimmte ‘‘Bildschirmzeit‘‘ eingestellt wird, sodass das Kind nur eine gewisse Zeit am Smartphone hat, um die Identifikationsfunktion und die Lehr- und Lernprozesse zu absolvieren.

Das erste Handy für ein Kind oder Jugendlichen muss nicht zwingend gleich ein Smartphone sein. Ein ,,Notfall-Handy‘‘ kann den Dienst erbringen, dass das Kind erreichbar ist und in Notsituation um Hilfe bitten kann. Sobald ein Smartphone in Frage kommt, sollte das Kind darüber aufgeklärt werden, welche Reichweite und Risiken damit zusammenhängen. Ich habe dieses Thema für meine Seminarleistung herausgesucht, da ich zufälligerweise in den letzten Wochen mehrmals darauf aufmerksam gemacht wurde. Ich persönlich gebe im Sport Kindertraining und mir ist immer öfter aufgefallen, dass die Kinder eine eingerichtete Bildschrimzeit haben. Ich denke, dass viele Kinder im Durchschnitt das Smartphone zu früh bekommen und zu schnell in die

„Erwachsenenwelt‘‘ kommen.

Quellenverzeichnis:

  • Achim B. (2019): Kinder und Jugendliche in der digitalen Welt, <https://www.schau- hin.info/fileadmin/content/Downloads/Sonstiges/ Bitkom_Studie_Kinder_und_Jugendliche_2019.pdf> (Zugriff 17.06.21., 11:21 Uhr)
  • Martin K. W. Schweer (Hrsg.): Aktuelle Aspekte medienpädagogischer Forschung, Pädagogische Implikationen der Mediennutzung von Kindern, Westdeutscher Verlag GmbH, Wiesbaden 2001