Denken. Denken lassen?

 Nico Mollenhauer 

Dieses Bild ist KI-generiert: ein Junge, der vor seinem Schreibtisch sitzt, auf seine Schulbücher guckt und damit arbeitet.

Das Bild macht einen aktuellen gesellschaftlichen Prozess sichtbar. Die aufkommende Künstliche Intelligenz (KI) wird von Schüler*innen vermehrt unterstützend genutzt zur Aneignung von Unterrichtsinhalten und Erledigen von gestellten Aufgaben (durchaus auch prüfungsrelevante). Intention ist hier, eine Schnittstelle zwischen „analogem Lernen“ mit Schulbuch und KI-unterstütztem Lernen zu schaffen. Findet mit fortschreitender Entwicklung das eigentliche Lernen noch im Kopf des Jungen statt oder wird es künftig durch KI übernommen, geschieht es aus der Perspektive der KI? Daher auch die Idee, hier ein KIgeneriertes Bild zu wählen: eine kritische Position könnte lauten, dass es zwar noch den Anschein hat, der Junge würde lernen, in Wirklichkeit geht jedoch sämtliche Denkleistung auf das Konto der KI.

Auch ich persönlich finde zu diesem Thema einen Bezug. In meinem Freundeskreis habe ich selbst Diskussionen gehabt, inwiefern eine Nutzung von KI legitim ist. Ersetzt dies komplett den eigenen Denkprozess, weil einem die Lösung ausgespuckt wird und man diese direkt übernimmt? Oder befasst man sich mit der Ausgabe der KI, hinterfragt diese kritisch auf Plausibilität, ändert die Eingabe oder schreibt das Ergebnis um (sodass ein eigenständiges Werk entsteht)?

Auf rechtlicher Ebene ist zurzeit keine klare Linie erkennbar. Erste Bildungsministerien (zum Beispiel in Brandenburg und Hessen) planen 2023 die Eingliederung von künstlicher Intelligenz in den Unterricht, während an New Yorker Schulen Anfang 2023 der Einsatz von ChatGPT untersagt wurde. Die Diskussion über einen angemessenen Umgang mit KI in den Schulen ist in vollem Gange. Nur erscheint es mir, als ob die Gesetzesgeber wieder hinter der technischen Entwicklung hinterherhinken. KI wird jetzt genutzt, dann bedarf es auch jetzt einer klaren, verbindlichen Linie, um Rechtssicherheit für alle beteiligten Personen schaffen zu können.

Bei dem Versuch, einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen zu geben, kann man eine vermehrte Nutzung von KI prognostizieren. Die technische (Weiter-)Entwicklung lässt sich nicht aufhalten, und wie mit Autos, Internet und Smartphones wird auch Künstliche Intelligenz sicherlich ein fester Bestandteil des alltäglichen Lebens werden. Daher erscheint es mir notwendig, sich frühzeitig auf Regeln zu einigen, wie und für was eine KI zu nutzen ist. 

ANHANG:

Angaben zum Foto: Foto erstellt mit „Playground AI“. Texteingabe: „A student sitting in front of his desk holds a school book in his hands; naturalistic face“.

Entstehungsprozess der Texteingaben, die ich der KI gegeben habe:

„a student in front of his desk looking something up in a math school book“

„a student in front of his desk looking something up in a math school book; rear view“

„a student in front of his desk looking something up in a school book; rear view“

„a student sitting in front of his desk looking something up in a school book; rear view“

„a student sitting in front of his desk holds a school book in his hands; rear view“

„a student sitting in front of his desk holds a school book in his hands and looks into it“

„a student sitting in front of his desk holds a school book in his hands“

„a student sitting in front of his desk holds a school book in his hands; naturalistic face“

Gründe für die Änderungen im Entstehungsprozess: im ausgegebenen Bild waren die Schulbücher nicht deutlich zu erkennen (Mathe-Buch wohl zu spezifisch), vor allem bei der Rückansicht („rear view“, die schwebte mir zu Beginn vor) lag der Fokus zu sehr auf dem Rücken des Jungen, zum Schluss wurde das Gesicht mehr und mehr entstellt (daher die Angabe „naturalistic face“).

Interessant fand ich: die KI hat mir stets einen Jungen mit hellem Hauttyp ausgegeben, die Kleidung ist auf allen Bildern sehr schick, aber wurde von Bild zu Bild dunkler (weiß zu schwarz). Hier habe ich nicht gegengesteuert, sondern die KI machen lassen, weil ich diese Aspekte als nicht relevant erachte.