Wie bestimmt unser Umgang mit (digitalen) Medien unseren Alltag?

Imke Pauer

Fotobeschreibung:
Das Bild zeigt mich auf dem Sofa bei einer Freundin in Hamburg, Eimsbüttel. Es ist ca. 16 Uhr an einem sonnigen Nachmittag im Juni 2022.
Im Hintergrund läuft ein Fernsehprogramm (lineares Fernsehen, über einen Joyn-Account); auf dem Tisch steht mein Arbeitslaptop, hier bearbeite ich gerade Ablaufpläne für einen Projekttag für meine Klassen; auf dem Sofa liegt das Tablet der Freundin, über eine Booking-App scrolle ich durch Unterkunftsoptionen für unseren Sommerurlaub; auf meinem Handy schreibe ich in einem WhatsApp-Chat mit einer Freundin. In der Sofa-Ecke liegt zudem der Laptop der Freundin.

Verhältnis Medien – Gesellschaft:
Im Alltag spielen Medien ununterbrochen eine Rolle. Sie begleiten einem im Job, in der Uni, in der Freizeit und in fast jeder Alltagssituation.
Das Bild soll zum Einen auf die (unbewusste) intensive Nutzung und Gewohnheit verschiedener Medien im Alltag eingehen, auch und besonders im vermeintlichen Multi-Task-Modus; zum Anderen soll es zeigen, wie wir unser Leben in den einzelnen Bereichen, wie Arbeit und Freizeit, digital bestreiten können und dies in jedem Bereich nicht nur möglich ist, sondern auch erwartet wird, und somit gesellschaftlich vollkommen integriert ist.

Diese Bereiche haben, meiner Meinung nach, einen gemeinsamen Schnittpunkt:
In der Mittagspause schalten wir bewusst eine Serie ein, die wir mehrfach wöchentlich gemeinsam schauen und uns darüber austauschen, diese schauen wir im linearen Fernsehen, und das ist für uns eine klar freizeitliche Mediennutzung. Oft ist das Zeitfenster aber nicht begrenzt, das Gerät wird oft nicht ausgeschaltet und läuft während der folgenden Arbeit im Homeoffice weiter (auf stumm), das fällt uns kaum noch auf, obwohl es eine zusätzliche Ablenkung ist. Das Sofa dient auch als mein Arbeitsplatz, der eigentliche Ablaufplan ist nun ca. 2-3 Stunden Arbeitszeit an meinem Laptop. Die effiziente Arbeitszeit an diesem Tag lag wahrscheinlich bei 30 Minuten. Parallel bilde ich mir ein, vieles auf einmal zu schaffen und möchte die Zeit nutzen, auch den Urlaub fix zu machen, dafür scrolle ich durch passende Unterkünfte und lasse die Arbeit liegen. Zuletzt ist mein Handy ständige Begleitung in meinem Alltag, da ich neben privaten Chats und Instagram auch mit Kolleg*innen darüber kommuniziere, verschwimmen auch hier für mich die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit. In dieser Momentaufnahme konsumiere ich also mehr oder weniger bewusst über vier Endgeräte und ca. 6 Apps Medien. Mir ist bewusst, dass ich in diesem Multi-Tasking wenig produktiv bin, gleichzeitig gibt es mir das Gefühl, den Nachmittag effizient genutzt zu haben. Gesellschaftlich betrachtet ist zumindest in jedem Einzelaspekt diese Situation sehr gewöhnlich. Neben der lang bekannten Nutzung linearer Medien – eine Serie in der Mittagspause schauen – ist die digitale Arbeit in fast allen Berufen angekommen. Selbst als Lehrerin findet meine Arbeit neben dem Unterricht vor allem digital statt (Konferenzen, Unterrichtsvorbereitung und Bereitstellung, E-Mails, etc.). Freizeitgestaltung, Hobbys, Einkauf und Kommunikation werden mehr und mehr digital konsumiert / abgewickelt (ich kenne kaum jemanden, der in ein Reisebüro geht, meine Schüler*innen zocken viele in ihrer Freizeit, Onlineshopping gehört bei vielen in den Alltag, fast keine Person besitzt heutzutage kein Smartphone).
Diese Situation ist für mich Fortschritt und Errungenschaft. Ich bin auf die Nutzung angewiesen und möchte sie nicht missen. Gleichzeitig hat mich das Foto etwas geschockt, da ich mich von innen noch nicht als so gesellschaftlich „gefangen“ in der Medienwelt betrachtet hätte (wie z.B. meine Schüler*innen).

Nachtrag:
In der Woche hatten wir nicht durchgehend schönes Wetter. Bei der Sonne hätten wir auch rausgehen können. Ich habe an dem Tag keine Unterkunft gebucht, meine Arbeit kaum erledigt und keine Erinnerung mehr an das TV-Programm.