Social Media Detox – FOMO oder JOMO?

Annika Henk

Bestimmt hatte jeder von uns beim Blick auf Social Media Netzwerke schon einmal das Gefühl, dass alle anderen momentan im Urlaub sind. Oder dass das Leben anderer grundsätzlich spannender ist, weil jeder Beitrag und jede Story ein tolles Erlebnis dokumentiert, während man selbst im Alltagsstress gefangen ist. 

Obwohl nach einer kurzen Reflektionspause klar ist, dass vor allem besondere und positive Momente auf Social Media geteilt werden, bleibt der Vergleich mit anderen, eine abgeschwächte Version des Neids, ein Gefühl des Verpassens. Für dieses Gefühl gibt es seit einiger Zeit den Begriff FOMO, das englische Akronym für „Fear of Missing Out“. Erstmals wurde der Begriff von dem Medienstrategen Dr. Dan Herman im Kontext der Aussicht auf eine bessere Möglichkeit verwendet und entwickelte sich zu der Angst, ein besseres Erlebnis verpassen zu können.
Durch die Aktualität und Vielzahl der Beiträge in Sozialen Medien und durch den ständigen Austausch mit anderen kommt schnell das Gefühl auf, als seien die Sozialen Medien ein repräsentatives Abbild des eigenen sozialen Umfelds und der Außenwelt. Dieser Vergleich des eigenen Lebens mit den vermeintlichen Einblicken in das Leben anderer und die ständige Erreichbarkeit über Social Media sorgen für eine Überforderung, die mit Social Media verknüpft wird. 
FOMO könnte also ein Grund dafür sein, dass sich immer mehr Menschen für einen Social Media Detox entscheiden, also das bewusste Einschränken der eigenen Online-Zeit in sozialen Netzwerken. Dieser zeitweilige Verzicht auf das Nutzen des eigenen sozialen Netzwerkes im Internet kann aber vor allem bei einem vorangegangenen extremen Konsum im ersten Moment das Gefühl von FOMO verstärken. 
So stehen ein Social Media Detox und das Gefühl von FOMO in einer wechselseitigen Beziehung, beides kann die Ursache des anderen sein. Im Idealfall sorgt eine zeitweilige Nicht-Nutzung von sozialen Medien dafür, dass andere Impulse besser wahr- und aufgenommen werden und die Zeit offline bewusst genossen wird.
Daraus hat sich der Gegenbegriff JOMO geformt, das englische Akronym für „Joy Of Missing Out“. JOMO beschreibt vor allem freiwillige und kurzweilige Offline-Zeiten, nicht ein langfristiges Abkapseln von sozialen Medien und dem Internet. Dies wäre in unserer heutigen Gesellschaft auch nur ein weiteres Extrem, was den Austausch untereinander nicht fördern würde.

Aus medienpädagogischer Sicht muss einem bewusst sein, dass auch Kinder schon in der Grundschule mit FOMO konfrontiert werden und sie eine Überforderung durch Medien spüren können. So kann es z.B. problematisch sein, wenn eine Klassengruppe auf WhatsApp einzelne Schüler*innen wegen fehlender technischer Geräte exkludiert und wichtige Inhalte trotzdessen hauptsächlich über diesen Kanal geteilt werden. Neben der unverzichtbaren Vermittlung von Medienkompetenz sollten genauso Räume geschaffen werden, in denen die Freude an offline-Aktivitäten vermittelt wird.