Digitale Kuschelecke

Lena Schneider

Es kann so gemütlich und einfach sein. Wir sitzen abends an unserem Handy oder Laptop, gucken unseren Feed in den sozialen Medien an und alles was wir sehen, spiegelt uns selbst wider – unsere persönlichen Interessen und Meinungen. Keiner braucht sich auf die Suche zu begeben, sondern für uns werden schon bestimmte Inhalte herausgefiltert. Filterblasen entstehen mit dem Ziel, unsere Newsfeeds und Sucherergebnisse zu personalisieren, damit wir uns lange Zeit auf den Plattformen aufhalten. Und genau so beginnt, die persönliche Filterblase einen zu umhüllen und eine eigene digitale Kuschelecke entsteht, die so flauschig ist, dass wir dabei jegliche Irritationen verlieren.

Ist diese Blase nun nutzerfreundlich oder einschränkend?

Die heutige Masse an Informationen ist nicht mehr zu überschauen, was vor allem daran liegt, dass über Blogs, Foren und soziale Netzwerke bereits jeder seine eigene Meinung öffentlich äußern kann und dabei viele Personen erreicht. Eine erste
Sortierung der Informationswelle, erspart uns also Beiträge, die uns nicht interessieren oder ein mühseliges Durchkämpfen von Meinungsdebatten, welche zu keinem Ergebnis kommen und damit unsere Zeit stehlen. Auf den ersten Blick scheint die Filterblase doch sehr nutzerfreundlich und hilfreich zu sein,

ABER…

…ein einseitiger Newsfeed birgt auch große Gefahren und Einschränkungen in unserem Leben. Die digitale Kuschelecke kann unser Meinungsblick einschränken und auch unser Meinungsbild verstärken, ohne andere Sichtweisen zu beachten. Dabei lebt eine funktionierende Demokratie, von dem Austausch verschiedenster Perspektiven. Nur durch die Aufnahme und Miteinbeziehung der anderen Sichtweisen und Ideen ist es möglich, sich eine auf Begründung und Fakten gestützte eigene Meinung zu bilden und somit seinen eigenen Horizont zu erweitern.

Besonders wichtig ist demnach die Medienkompetenz, da diese Fähigkeit uns ermöglicht, sich in der mediatisierten Welt zu orientieren und sich mit der Hilfe von den Medien aktiv eine eigene Weltanschauung anzueignen. Dabei ist vor allem im Zusammenhang mit der Filterblase der kritisch-reflexive Umgang mit neuen Medien hervorzuheben. Nur wer die Inhalte in seinem Feed hinterfragt, die Filterblase platzen lässt und sich nach weiteren Ansichten umsieht, kann selbstbestimmt Handeln und seine Persönlichkeit weiter entfalten.

Wie ist es uns nun möglich genau diese Kompetenz zu fördern, um dieser Blase zu entfliehen? Eine Lösung in den sozialen Medien ist, dass wir uns bewusst Meinungsspektren ansehen, welche wir üblicherweise nicht betrachten würden – sich offen einer Strömung hingeben so wie der Heißluftballon auf dem Bild. Indem wir beispielsweise Menschen und Organisationen mit anderen Ansichten folgen, können wir unseren Feed erweitern, die dahintersteckenden Algorithmen beeinflussen und unsere eigene Diversität erzeugen. Außerdem ist es immer hilfreich sich nicht nur auf ein Medium zu beschränken, sondern möglichst mehrere verschiedene Quellen und Plattformen heranzuziehen.

Entscheidend bei diesem Thema ist, dass wir unsere digitale Komfortzone erweitern, bewusst eine andere Position der Sicht auf Dinge einnehmen, so wie es in dem Heißluftballon geschieht, wenn ich von oben auf die Erde schaue an Stelle wie gewohnt meine Umgebung vom Boden aus betrachte – einen Blick über den Tellerrand hinauswerfen. Dabei haben wir, wie auf dem Bild, die Blase selbst in der Hand und können durch unser Handeln beeinflussen, ob sie uns einschließt oder wir eine Mischform aus digitaler Kuschelecke und neuen Horizonten schaffen können, in der sowohl Informationen sich mit dem eigenen Profil decken als auch solche, die uns herausfordern und uns neue Blickwinkel verschaffen.