Dr. Jeckyll & Mr. Hyde

Luca Falvo

Dr. Jeckyll und Mr. Hyde sind ein und dieselbe Person. Dr. Jeckyll, der angesehene, erfolgreiche Arzt, verwandelt sich nachts zu Mr. Hyde. Mr. Hyde sagt und tut alles, wozu Dr. Jeckyll keinen Mut hat. Mr. Hyde ist eine zerstörerische, morbide Figur, während Dr. Jeckyll im Alltag ein fürsorglicher Arzt ist.

Dr. Jeckyll & Mr. Hyde

„Dr. Jeckyll und Mr. Hyde“ – diesen Namen werden genannt, wenn eine Person zwei Persönlichkeiten hat, die sich komplett voneinander unterscheiden.

Dr. Jeckyll und Mr. Hyde sind ein und dieselbe Person. Dr. Jeckyll, der angesehene, erfolgreiche Arzt, verwandelt sich nachts zu Mr. Hyde. Mr. Hyde sagt und tut alles, wozu Dr. Jeckyll keinen Mut hat. Mr. Hyde ist eine zerstörerische, morbide Figur, während Dr. Jeckyll im Alltag ein fürsorglicher Arzt ist.

Diese Figur des Dr. Jeckyll/Mr. Hyde nehme ich als Grundlage für mein Foto. Der Titel „Dr. Jeckyll & Mr. #!d&“ stellt ein Bezug zu den sozialen Medien und dem Internet her. Ich möchte mit diesem Foto die Verwandlung einiger Personen von einem unscheinbaren, freundlichen Mitbürger zu einem wütenden, provokativen Internetuser versinnbildlichen. Dieses Phänomen existiert in verschiedenen Ausprägungen, die in ihrer vernichtenden Auswirkung variieren – von einfach nur nervig bis tödlich. Von beleidigender Provokation bis hin zu tiefem Hass.

Wie das Foto zeigt, sind einige dieser Personen im Alltag freundlich und zurückhaltend. Sie lächeln verschüchtert. Aber sie werden nicht richtig wahrgenommen, oder zumindest haben sie das Gefühl, dass sie nur verschwommene Figuren im Hintergrund sind. Eine Art weißes Rauschen. Sie haben ein geringes Selbstwertgefühl. Es kann der Nachbar, der Mitschüler, der Kassierer im Supermarkt sein. Man sieht es ihnen von aussen nicht an. Daher auch das „Hyde“ mit „i“ statt „y“ als „#!d&“ (alternativ „#1d3“ oder #1d€“) im Leetspeak, von „to hide“, sich verstecken.

Denn im Schutz der Anonymität im Netz verwandeln sie sich zu Mr. #!d& und üben Macht aus. Sie fühlen sich stark und können endlich ihre Beleidigungen und Hasskommentare loslassen. Und das auf eine möglichst verletzende Art und Weise. Sie denunzieren andere Menschen und ihre Meinung. Kein Thema ist Tabu: Homophobie, Rassismus, Sexismus etc. Themen und Standpunkte, die sie in einem direkten Dialog sich nie trauen würden zu äußern, werden mit einer Vehemenz vertreten, die ihre Opfer zerstört. Die

Kommentarfunktion auf facebook, twitter, instagramm, youtube oder wo auch immer ist ihre Waffe. Je verletztender und absurder, desto besser. Das Ausmaß dieser Kommentare kann sich regelrecht zu einem Shitstorm ausweiten.

Dabei ist Ihnen oftmals weder das Thema noch ihr eigener Standpunkt wichtig. Oftmals haben sie auch keinen eigenen Standpunkt. Den brauchen sie auch nicht, denn mit ihren Kommentaren möchten sie nichts zur Sache beitragen, sondern sie suchen nach einem

Ventil für innere Unzufriedenheit. Indem sie andere niedermachen, machen sie sich größer. Sie spielen ihre Machtphantasien aus, die aber nur in der virtuellen Welt stattfinden. Ihr Hass und ihre Wut fließen über ihre Finger auf die Tastatur und verbreiten sich im Netz. Sie kommen als Einzelperson oder als Gruppe vor. In einer Gruppe, z. B. auf facebook, verfolgen sie gemeinsame Interessen. Den Schaden, den sie anrichten können, ist immens. Cyberbullying oder Cybermobbing ist eine perverse und feige Art, diese vermeintliche Macht auszuüben. Ich erinnere mich noch, wie ich mich damals mit anderen Jungs auf dem Schulhof geprügelt habe. Es gab einen Ehrenkodex: man tritt niemanden, der auf dem Boden liegt und hinterher hat man sich wieder vertragen. Doch beim Cybermobbing gibt es keine Grenzen, keinen Ehrenkodex. Cybermobbing ist das Pendant zum Street Fight, alles ist erlaubt. Und wie beim Straßenkampf gibt es Verletzte und sogar Tote. Jugendliche, die von ihren Mitschülern so sehr gemobbt wurden, dass sie keinen Ausweg mehr sahen als Selbstmord zu begehen.

Do not feed the troll, verschärfte Gesetzgebung und meine Verantwortung

Personen, die mit ihren unnötigen Kommentaren nerven, beleidigen und provozieren wollen, werden in der Internetcommunity Trolle genannt. Sie missbrauchen soziale Medien, um sich zu profilieren und andere niederzumachen. Wie geht man am besten mit Trollen um? DNFTT – Do not feed the troll. Am besten ignoriert man ihre Kommentare. Esse est percipi – nur wer wahrgenommen wird, existiert auch ergo wer missachtet wird, ist quasi inexistent. Trolle leben von der Reaktion anderer. Das beste ist daher, sie aushungern zu lassen.

Cybermobbing ist eine Straftat. Diese darf nicht ignoriert, sondern muss geahndet werden. Neulich wurde im Bundestag ein neues Gesetz verabschiedet, dass Beleidigungen im Netz unter verschärfter Strafe stellt. Für eine Beleidigung ist eine Haftstrafe von bis zu zwei Jahren möglich. Beleidigungen, ob auf der Straße oder im Netz, sind je her strafbar.

Schon seit einiger Zeit müssen facebook & Co. Hasskommentare löschen. Nach dem neuen Gesetz müssen sie diese Kommentare nicht nur löschen, sondern dem Bundeskriminalamt die Daten zum Posting melden, um den Verfasser zu ermitteln.

Einige Trolle verweisen auf ihr Recht auf Meinungsfreiheit. Ein hohes Gut, was jedem Menschen als Grundrecht im Grundgesetz, Artikel 5 gewährt wird. Sie zitieren den ersten Satz des Artikel 5: „Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.“ Trolle vernachlässigen dabei nur allzu gern den zweiten Satz, der dieses Grundrecht weiter definiert: „Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre.“ (Hervorhebungen durch den Autoren). Meinungsfreiheit ist nicht absolut, sie hat ihre Schranken.

Dazu sei noch gesagt, dass Hass keine Meinung ist! Androhung von Gewalt ist ein Armutszeugnis, denn „Gewalt ist die Kapitulation des Geistes“ (Kurt Tucholsky). Nach dem neuen Gesetz werden für Drohungen im Netz Freiheitsstrafen von bis zu zwei Jahren verhängt.

Ich möchte darauf hinweisen, dass Menschen, die andere Menschen verletzen, oftmals selbst verletzt wurden. Das ist keine Rechtfertigung für ihr Handeln, aber es hilft, ihre Taten in einem psychologischen Kontext zu sehen. Im Grunde können sie einem leidtun. Sie sind selbst Opfer von physischer und psychischer Gewalt gewesen und wissen sich nicht anders zu helfen, als andere ebenfalls zu Opfern zu machen.

Als Lehrer ist es meine Verantwortung, auf Anzeichen von Cybermobbing zu achten und entsprechend zu reagieren, d. h. sowohl dem Opfer als auch dem Täter zu helfen. Ich möchte Kinder unterstützen, eine gewaltfreie Kommunikation zu führen – verbal und nonverbal. Ich möchte den Kindern zeigen, welche wunderbaren Möglichkeiten soziale Medien bieten, sich kreativ auszuleben und positiven Content zu erstellen, z. B. durch TikTok Videos. Aber sie birgen auch Gefahren, auf die ich meine SuS aufmerksam machen werde. Medienkompetenz beihaltet auch den richtigen Gebrauch von sozialen Medien. Wer soziale Medien sinnvoll und ethisch korrekt nutzt, braucht sich nicht zu verstecken!