Ey, der Hundefilter sieht doch fresh aus!

Jacqueline Ahlgrimm

Wie viel von dem, was wir sehen, entspricht eigentlich noch der Realität? Photoshop, Sony Vegas Pro, After Effects aber auch Apps wie Snapchat machen eine schnelle Bild- und Videobearbeitung möglich. Dabei können kleine Details verändert werden, wie beispielsweise das Wegretuschieren von Unreinheiten der Haut. Allerdings können auch ganze Ereignisse grundlegend anders dargestellt werden, indem ein anderer Bildausschnitt gewählt wird, Personen hinzugefügt oder herausgeschnitten werden oder der Hintergrund angepasst wird. Der Bild- und Videobearbeitung sind kaum Grenzen gesetzt.
Da es in der heutigen Gesellschaft durch den großen sozialen Druck viel um
Perfektionismus geht, wird gerne gezeigt, was besessen wird und wie dies am besten darzustellen ist. Diese Perfektion wird meist von der Gesellschaft geleitet und zum Großteil von ‘Influencern’ oder ‘Content-Creators’ verkörpert. Dabei werben diese beabsichtigt oder auch unbeabsichtigt für ein makelloses Aussehen oder auch den eigenen Wohlstand mit großen Häusern, teuren Autos und Designer-Outfits. Viele ‘Follower’ dieser ‘Influencer’ sind junge Erwachsene oder gar Minderjährige, welche teils ungefilterte Vorschläge für ein surreales uAssehen erhalten. Denn durch den Druck in der Öffentlichkeit zu stehen und immer dem persönlich geposteten Inhalt entsprechend auszusehen, unterziehen sich viele vermeintliche Vorbilder teilweise fragwürdigen Schönheitsoperationen oder anderen kosmetischen Behandlungen. Wenn trotzdem menschliche körperliche Veränderungen auftreten, können diese durch einfaches Posieren oder durch Bildbearbeitung entfernt werden, um so dem persönlichen Ideal auf Bildern zu entsprechen. Damit repräsentieren erfolgreiche, angesehene Menschen, wie einfach ein gewünschtes Erscheinungsbild zu erreichen ist und setzen so den Standard für viele unsichere Rezipienten. Apps wie Snapchat oder Instagram, die eine schnelle Bildbearbeitung durch Filter ermöglichen, zeigen nutzende Person, wie diese möglichst in die gesellschaftlichen Normen durch große Augen, lange Wimpern, runderes Gesicht und Co. passen. Junge Menschen, welche sich beispielsweise gerade in der Selbstfindungsphase befinden, haben häufig den Wunsch nach Veränderungen und sind daher sehr anfällig zu denken,
dass sie so aussehen müssten wie auf bearbeiteten Bildern – besonders, wenn sie selbst darauf sind. So kann es der nutzenden Person so erscheinen, dass das reale Aussehen der Person selbst scheinbar nicht gut genug sei. Durch Filter werden also die Nutzer dazu gebracht, sich selbst anders zu sehen. Auch durch die Möglichkeit, schnell einen Filter zu verwenden, um Augenringe oder Pickel zu kaschieren mag plausibel klingen, jedoch führt dies zu einer Verzerrung des Selbstbildes und in manchen Fällen auch zum Selbstwertverlust. Folglich kann es dazu kommen, dass körperliche Behandlungen in Kauf genommen werden, um dem persönlichen Ideal zu folgen. Jedoch kann es durch das ständige Streben nach Perfektion dazu führen, mehr und mehr verändern zu wollen, da Filter gezeigt haben, dass dies besser aussehe.
Zusammenfassend ist es wichtig, eine gewisse Distanz zwischen Realität und Fiktionalität aufzubauen. Das ständige Vergleichen mit anderen Personen und das Verlangen danach, möglichst ansprechend auszusehen führt auf Dauer zu Unzufriedenheit, da sich hier ein Teufelskreislauf entwickelt – Ideale sind vergänglich. Es ist außerdem wichtig zu verstehen,
dass sich der Wert einer Person nicht durch das Äußere bestimmen lassen kann. Falls soziale Medien jedoch zu Selbstwertproblemen führen sollten, wäre es sinnvoll, sich hier professionelle Hilfe zu suchen und gegebenenfalls auf soziale Medien (teilweise) zu verzichten, denn das eigene Verständnis von Perfektion muss nicht mit der Meinung der Gesellschaft übereinstimmen.